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Was war nochmal ein Déjà-vu?

Gerne erinnern wir uns an die Auswärtsfahrt vor gut einem Jahr zurück, als wir als Außenseiter in Emden angetreten sind. Noch am selben Morgen meldete sich unser ehemaliger Spitzenspieler Duc krankheitsbedingt ab. Am Ende gewannen wir völlig überraschend mit 4,5:3,5, nachdem Günter in einem Turmendspiel gegen Edwin Lehmann die Oberhand behalten hatte und im Anschluss von Nazar zur Legende getauft wurde.

Ihr ahnt es: Wieder reisten wir nach Emden. Und wie auch in der vergangenen Saison hatten wir einen kurzfristigen Aderlass zu verzeichnen. Diesmal war es aber nicht Duc, sondern Dirk – deren Namen man nach drei Bier intus sowieso ähnlich ausspricht –, der krankheitsbedingt passen musste. Und so waren wir mit der Hypothek, einen unserer besten Spieler kompensieren zu müssen, erneut in Ostrfriesland. Vergleichbare Vorzeichen wie im letzten Jahr – das kann doch nur ein gutes Omen sein, oder?

Häuptling Rainer sprang in die Bresche und unterstrich nach gut eineinhalb Stunden, wieso er es verdient, als Häuptling bezeichnet zu werden. In der Eröffnung ging es zwischen ihm und dem jungen Ole de Vries noch sehr ruhig zu. Einen leichten Vorteil konnte sich Rainer dennoch erspielen, wenngleich dieser nur schwer in einen Sieg hätte umgemünzt werden können. Doch anstatt den leichten Vorteil durchzukneten, stellte Rainer in der Abgezocktheit eines erfahrenen Kriegers eine listige Falle.

Rainer zog b5 wohl mit der nachvollziehbaren Idee, die Gegenüberstellung zwischen seinen Schwerfiguren und dem weißen exponierten König auszunutzen.

De Vries nahm das vergiftete b5-Geschenk mit dem Springer an. Unser Schachhäuptling ließ sich nicht zweimal bitten und schlug mit der Dame den Springer – ein Wiedernehmen mit dem Bauern ist aufgrund der Fesselung nicht möglich. Wenig später war die Partie vorbei. Rainer bewies die Qualitäten eines Edeljokers. Die Kaponieros gingen mit 1:0 in Front.

Schachhäuptling Rainer (hinten rechts im Bild) hier bei der Ausführung seines zweiten Eröffnungszuges.

Zwischen Christoph und Eilert Janssen entwickelte sich ein offenes Spiel mit Angriffsmöglichkeiten auf beiden Seiten. Im Mittelspiel sah Christoph sich gezwungen, eine Qualität abzugeben. Doch die Qualität weniger schmälerte keineswegs seine Gewinnmöglichkeiten. Ganz im Gegenteil: Seine Figuren waren derart aktiv, dass der Computer ihm sogar einen klaren Vorteil zuschreibt. Doch ob der Komplexität der Stellung und der gleichzeitigen Führung, nahm Christoph das Remisangebot vom Schachfreund Janssen in folgender Endstellung an:

Zweimal wiederholten Christoph und Janssen ihre Züge (Le3, Dg3, Lf2, Df4 usw.), ehe sie sich auf Remis verständigten.

1,5:0,5 – es ging also sehr vielversprechend los!

Christoph (vorne) spielte mit den schwarzen Steinen das angenommene Damengambit.

Mit dem Blick aufs Brett von Kaponiero Jürgen und dem Emdener Schachfreund Peter Suren hätte man nach zwei Zügen durchaus davon ausgehen können, dass sich eine sehr dynamische Partie entwickeln würde, spielte Suren doch das unorthodoxe h5 im zweiten (!) Zug:

Jürgen aber spielte bedächtig weiter und konzentrierte sich auf einen kontrollierten Spielaufbau. Da beide Spieler kaum Fehler produzierten, ging auch die Begegnung früh Remis aus. 2:1 lautete der neue Zwischenstand.

Nach Sxg4 bot Jürgen seinem Gegner Remis an. Suren nahm es nach kurzer Überlegung an.
Wenig später, nachdem das Foto geschossen wurde, einigten sich Jürgen (rechts) und Peter Suren auf Remis.

Uns wenig ausgerechnet hatten wir uns an diesem Tag bei all der Bewunderung für unseren Kaponierinho Nazar, trat er doch am ersten Brett gegen Giorgi Giorgadze an, der im Alter von 15 Jahren eine stolze DWZ von 2353 hat. Nazar aber biss sich nicht nur in die Partie, er war drauf und dran, Giorgadze den Schneid abzukaufen.

Nazars weiße Figuren sind deutlich besser koordiniert, als die von Giorgadze. Zudem hatte Nazar einen deutlichen Zeitvorsprung, Giorgadze lebte zeitweise nur noch vom Inkrement.

Doch Spieler wie Giorgadze darf man nie abschreiben. Wie aus dem Nichts fand der junge Georgier einen taktischen Kniff, um die Partie zu drehen.

Mit Lxh3!! fand Nazars Gegner einen durchschlagenden Angriff. Hätte Nazar den Läufer geschlagen, wäre Dg5+ gefolgt nebst Sg4, Sxh3+, Kh2, Dxg4 – +.

Nazar verlor eine Qualität und wenig später auch die Partie. Wirklich sehr schade für ihn, denn da war deutlich mehr drin. Bis zum spielentscheidenden Lxh3 spielte Nazar aber fantastisches Schach. Wie ärgerlich. Eine sehr ansprechende Leistung wurde nicht belohnt. 2:2!

Unser Kaponierinho Nazar!

Martin spielte mit den weißen Steinen gegen den noch sehr jungen Nam Hoai Ta, der zuletzt bei den Königsspringern vereinsintern, aber auch im Mannschaftskampf gegen Wilhelmshaven mit guten Leistungen auf sich aufmerksam gemacht hat. Nachdem in der Eröffnung bereits die erste Leichtfigur abgetauscht wurde, erspielte sich Martin einen merklichen Vorteil.

Wenn Stellungen in Lehrbüchern bewertet werden sollen, sucht man häufig nach Schwachstellen. e6 ist ein wunder Punkt, auf den Martin in der Folge mit Db3 Druck aufbaute.

Den verwundeten Gegner konnte Martin aber nicht endgültig besiegen, vielmehr kämpfte sich Ta mit Gegenspiel am Königsflügel zurück in die Partie. Und als die Zeichen auf Ausgleich zu standen begannen, unterlief dem Emdener ein Blackout.

Tf3?? war natürlich ein Riesenpatzer, den Martin sofort bestrafte. Bitter für Ta, wunderbar für uns.

3:2-Führung!

Martin konnte seinen ersten vollen Punkt als Kaponiero bejubeln.

Da Dirk erkrankt war, rutschte Günter auf das zweite Brett hoch und bekam es mit Andreas Kerker (2192), einen der besten Spieler unseres Bezirks V, zu tun.

Günter spielte in der gemäß Engine ausgeglichenen Stellung das laut ihm zu ambitionierte Dh4?!

Kerker erkämpfte sich einen Freibauern, den er aber nur mit präzisem Spiel hätte durchbekommen können. Günter wehrte sich nach Kräften und verpasste an dieser Stelle, die geringen Remischancen zu wahren:

Günter spielte Kf6? und verfolgte damit einen falschen Plan. Besser wäre es gewesen, mit dem König nach d7 zu laufen. Und warum? Weiß ich ehrlicherweise auch nicht, sagt aber die Engine.

Als klar war, dass der b-Bauer zu stark wurde, streckte Günter die Waffen. 3:3.

Lange konnte Günter mithalten, gereicht hat es für einen halben Punkt am Ende leider doch nicht.

Während es in vielen Partien im Mittelspiel sichtlich ruhig zuging, boten sich am fünften Brett bei Klaus Peter Angriffsmöglichkeiten auf beiden Flügeln. Während Klaus Peter versuchte, am Königsflügel Druck zu erzeugen, startete sein Gegner Martin Klingenborg am Damenflügel einen Gegenangriff, der etwas mehr Durchschlagskraft hatte.

Eine Stellung voller Ungleichgewicht.

Schwarz erarbeitete sich sukzessive einen Vorteil, Klaus Peter geriet ins Wanken und musste notgedrungen eine Qualität hergeben. Das Qualitätsopfer war aber noch nicht des Weisheit letzten Schlusses, denn durch zwei aktive Springer kämpfte sich Klaus Peter zurück ins Spiel. Die letzte Ausgleichchance verpasste er im Zug 44:

An dieser Stelle zog Klaus Peter Kd4. Ein Fehler, denn dadurch konnte Schachfreund Klinkenborg Lxd7 ziehen. Was zunächst aussah wie ein Figurenopfer, entpuppte sich als kleine Taktik. Sxd7 als reflexartig logische Antwort hätte zur sofortigen Aufgabe geführt, da der Schwarzspielende mit dem Zwischenschach Td6+ problemlos den Springer auf d7 hätte schlagen können. Das Bauernendspiel wäre für Schwarz leicht zu gewonnen gewesen. Bessere Remischancen hätte unser Kaponiero gehabt, wenn er nach b4 gegangen wäre.

3:4 also, es drohte die erste Saisonniederlage.

Klaus Peter kassierte am fünften Brett mit Weiß leider eine Niederlage.

Auf der Zielgeraden hat Emden es also vermocht, das Spiel noch zu drehen. Den Königsspringern jedoch den Gefallen zu tun, den dritten Sieg im dritten Spiel einzufahren, wollten wir allerdings nicht. Nachdem ich, wie die Analyse im Nachgang gezeigt hat, über weite Strecken der Partie schlechter stand, tauschten Schachfreund Edwin Lehmann und ich unsere Figuren in ein ausgeglichenes Turmendspiel ab. Und in diesem unterlief Lehmann ein kleiner, aber entscheidender Fehler. Déjà-vu?

In dieser Stellung zog er nämlich h7?? Fatal, wie sich herausstellte. Ich antwortete mit c4!, gefolgt von Te8, Txh7, Txe5 und Th1+. Den König drängte ich auf die e-Linie ab; zugleich schnappte ich mir den c2-Bauern.

Weil mein König auf den Schlüsselfeldern postiert war, konnte ich den Bauern bei technisch richtigem Spiel problemlos durchdrücken.

Wie wichtig Technik sein kann, zeigte sich in dem Endspiel. Den weißen König habe ich abgeschirmt. Mein Monarch kroch aus seinem Versteck hervor und pirschte sich im Zickzackkurs nach vorne. Sobald dieser auf der vierten Reihe steht und der weiße Turm Schach gibt, wirft sich mein Turm dazwischen. Die Brücke ist gebaut, die Umwandlung des Bauern ist unvermeidlich.
Richtig gefräßig wurde ich erst, nachdem ich in der Pflicht stand, das Turmendspiel gewinnen zu müssen. Davor war mein Schach eher pomadig.

Ganz in Erinnerung an die Endspieltechnikkünste unserer Legende, baute ich die Brücke, die es bedarf, um die Partie zu gewinnen. Lehmann gab wenig später auf. 4:4 – ein Unentschieden, mit dem wir durchaus zufrieden sein können. Im Gegensatz zum Mannschaftskampf gegen Wilhelmshaven waren wir heute nominell der Außenseiter. Vor allen Dingen die Bretter eins und zwei bei Emden mit Giorgadze und Kerker haben es einfach in sich. Und weil Dirk kurzfristig krankheitsbedingt ausgefallen war, hatten wir den Mannschaftspunkt nicht unbedingt auf der Rechnung. Umso schöner fühlt es sich doch an, aus der Geburtsstadt Otto Waalkes etwas mitgenommen zu haben. „Mit dem 4:4 können wir sehr zufrieden sein. Es hätte auch leicht ein Verlust werden können, wenn man bedenkt, dass mein Gegner einen groben Fehler gemacht hat“, urteilte Martin.

Anfang Dezember wartet dann die nächste schwere Aufgabe. Wir empfangen den Ligaprimus Hagen, der am vergangenen Sonntag Ammerland II mit 7,5:0,5 nach Hause geschickt hat.

Und was bleibt, sind die haltlosen Worte eines Kaponierinhos, der vor einem Jahr Günter wegen seiner Endspielkenntnisse zur Legende gehievt hat, während er meine Turmendspielfähigkeiten als Glück bezeichnete…

Also doch kein Déjà-vu, und das in vielerlei Hinsicht.

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Chaotisches Unentschieden zum Saisonauftakt

Richtig einzuschätzen wussten wir das 4:4 gegen den Wilhelmshavener SC am ersten Spieltag der Verbandsliga West im Nachgang nicht. Ein gewonnener oder doch eher ein verlorener Punkt? Hätte man uns vor der Begegnung gefragt, wären wir mit einem Unentschieden wohl unzufrieden gewesen, sind wir doch mit unserer nominell besten Mannschaft angetreten, wohingegen Wilhelmshaven auf zwei Stammspieler verzichten musste. Ergo waren wir deutlicher DWZ-Favorit.

An einigen Brettern waren wir zum Teil klarer Favorit. Doch wieder einmal hat sich gezeigt, dass Namen und Zahlen nur Schall und Rauch sind.

Doch dass wir uns am Ende überhaupt über einen Punkt freuen konnten, ist dem Spielglück zu verdanken. Schachfreund Ritter unterlief gegen unserer „Legende“ Günter ein grober Patzer:

In dieser Stellung zog Ritter g4??. Günter sah sofort den Fehler und spielte das tödliche Lc3+!!

Bis dahin führte der Wilhelmshavener SC mit 1,5 Punkten bei noch zwei auszustehenden Partien, wovon eine die zwischen Günter und Ritter war. Doch wie sind wir überhaupt ins Hintertreffen geraten? Der Reihe nach: Zunächst hielt unser Neuzugang Klaus Peter mit Schwarz gegen den weiterhin stark spielenden und inzwischen 89-jährigen (!) Vladimir Zotin Remis.

Klaus Peter in seiner ersten Partie als Kaponiero. Mit den schwarzen Steinen holte er einen halben Zähler.

Anschließend verlor ich völlig verdient gegen Daniel Boerma, der sich in folgender Stellung für ein kreatives Figurenopfer entschied:

Daniel zog Lxa3!?, was der Computer in dieser Stellung goutiert. Mutig und erfolgreich, denn danach räumte er meine zwei weiteren Bauern ab. Seiner darauffolgenden Bauernwalze am Damenflügel hielt ich nicht stand. 0,5:1,5.

Doch allzu schlecht sah es trotz Rückstand nicht aus, hatten wir an einigen Brettern doch merklichen „Feldvorteil“. Auf den ersten Sieg mussten wir allerdings noch ein wenig warten. Unser zweiter Neuzugang Martin einigte sich mit seinem Gegner in einer ausgeglichenen Stellung kurze Zeit später auf Remis. 1:2.

Auch unser zweiter Neuzugang Martin ergatterte seinen ersten halben Punkt als Kaponiero.

Gedanklich hatten wir einen vollen Punkt an Brett 7 bereits für uns einkalkuliert, hatte Christoph doch zwei Qualitäten (sagt man das so?) gegen Klaus „Schumi“ Schumacher mehr. Doch leider leistete sich Christoph einen „Passiert-nur-einmal-in-der-Saison-Blackout“, sodass wir mit dem Rücken zur Wand standen. 1:3.

Christoph konnte seinen Vorteil leider nicht in einen Sieg ummünzen.

Trost fanden wir dann in Nazar, der mit Weiß brillant aufspielte und seinem Gegner Thomas Fidorra keine Chance ließ. 2:3.

Nazar zeigte sich in starker Verfassung.

Unser dritter Neuzugang und Ur-Vechtaer Jürgen remisierte anschließend mit Schwarz gegen Alexander Schneider. 2,5:3,5.

Jürgen (orangenes Polohemd) konnte mit Schwarz einen halben Punkt einfahren.

Der Mannschaftskampf schien angesichts des Zwischenstandes und der Brettsituationen entschieden, bis eben der oben erwähnte Fehler von Ritter, ebenfalls ein „Passiert-nur-einmal-in-der-Saison-Blackout“, zum Ausgleich führte. 3,5:3,5. Unser Mannschaftsführer Dirk kämpfte am Ende ums Remis, hielt es jedoch technisch sauber fest. 4:4.

In einem komplizierten Turmendspiel hielt Dirk das Remis.

Was ein, wie die Überschrift durchblicken lässt, chaotisches Unentschieden. Welch kurioser Spielverlauf.

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Mannschaftsführer Dirk Schmitt im Interview vor dem Saisonstart

Dirk, am kommenden Wochenende startet nach langer Pause wieder der Ligabetrieb. Wie groß ist die Vorfreude auf die Saison?
Dirk: Die Vorfreude auf die Saison ist natürlich riesengroß. Wir haben eine gute Mannschaft, mit der vieles möglich ist. Der Saisonstart wird für den weiteren Saisonverlauf eine große Rolle spielen. Keiner weiß zu Beginn, wo er steht.

Wie auch schon im letzten Jahr reisen wir am ersten Spieltag zum Wilhelmshavener SC. Dieser hat sich verstärkt, der Kader ist in der Breite merklich besser geworden. Wie schätzt du unseren Gegner ein?
Dirk: Wilhelmshaven ist dieses Jahr definitiv besser aufgestellt, als letztes Jahr. Wir werden unser Bestes geben müssen, um dort zu bestehen. Ich gehe davon aus, dass es eine enge Angelegenheit werden wird. Die Tagesform kann entscheidend sein.


Auch bei uns hat es einige personelle Veränderungen gegeben. Vielleicht magst du uns kurz mitnehmen: Inwieweit hat unsere Mannschaft ein neues Gesicht bekommen?
Dirk: Mit Duc haben wir in der Spitze an Qualität verloren, dafür haben wir mit Jürgen und Klaus Peter zwei 1900er dazugewonnen, was uns in der Breite deutlich besser macht. Ich gehe außerdem davon aus, dass Nazar 10 bis 20 Prozent besser abschneidet als letztes Jahr. Somit haben wir unterm Strich mehr Qualität als letztes Jahr und werden aufgrund der zuverlässigen Leute deutlich profitieren.


Schach ist ja eigentlich als Individualsport bekannt. Viele wissen gar nicht, dass es so etwas gibt wie Mannschaftskämpfe. Versuch doch mal einem Laien zu erklären, was deiner Meinung nach das besondere an so einem Mannschaftskampf ist?
Dirk: Bei einen Mannschaftskampf ist die taktische Komponente wesentlich höher. Man sollte immer die anderen sieben Bretter
im Blick behalten, um am eigenen Brett die richten Vorkehrungen zu treffen. Man muss nicht immer zwangsläufig gewinnen, da
andere Kollegen bereits für Vorsprung gesorgt haben. Jedoch kann es auch passieren, dass man viel Risiko eingehen muss, weil die Ergebnislage einen Sieg verlangt.

Und was zeichnet eine gut funktionierende Mannschaft aus?
Dirk: Eine gute funktionierende Mannschaft zeichnet die Zuverlässigkeit aus. Die Organisation um die Saison ist von großer Bedeutung.

Und wer sind die Aufstiegsfavoriten?
Dirk: Die Aufstiegsfavoriten sind ganz klar Emden und Hagen. An Spieltag zwei geht es gegen Emden und danach empfangen wir Hagen.
Das macht für uns die Sache nicht unbedingt leichter, denn noch denke ich, dass wir auf Platz vier landen können. Die Liga ist dieser Jahr allgemein stärker. Es wird deutlich mehr engere Mannschaftskämpfe geben, als noch im letzten Jahr.

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Training und Vereinsabend

Training und Vereinsabend

Wir treffen uns jeden Freitag ab 19:30 Uhr im Pfarrheim Maria-Frieden, Overbergstraße 6, zum spielen und trainieren. Jeder und jede ist herzlich willkommen. Der Spaß steht bei uns im Vordergrund.

Kommt gerne vorbei!

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Mannschaftsführung

Hallo,

wie ihr sicherlich schon erfahren habt, werde ich morgen den Staffelstab des Mannschaftsführers an Dirk Schmitt weitergeben. Insgesamt bin ich jetzt 25 Jahre Mannschaftsführer beim SV Kaponier Vechta gewesen.

Gestartet bin ich 1997 in der Bezirksklasse als Nachfolger von Rainer Hellmann in der 2. Mannschaft. Zu Beginn war ich einer der erfolglosesten Mannschaftsführer im weiten Umkreis. Die ersten beiden Mannschaftsremis gab es erst zum Ende der Saison. Ich kann mich noch genau an den Anruf von Dieter Boss erinnern, der mir mitteilte, dass wir nicht abgestiegen sind, da es nur einen Absteiger gab. Zu Beginn des Jahres 1999 konnten wir dann den ersten Mannschaftssieg erzielen. Georg Nortmann bedauerte, dass es uns ausgerechnet gegen seine Mannschaft gelang. In meinen 4 Jahren als Mannschaftsführer der 2. Mannschaft sind alle hinter uns platzierten Mannschaften abgestiegen.

Ab der Saison 2001/2002 war ich dann Mannschaftsführer unsere 1. Mannschaft. In den Jahren 2001-2011 spielten wir abwechselnd in der Bezirksliga und in der Verbandsliga.

Nachdem wir 2011 mehrere Abgänge hatten, konnten wir in der Saison 2011/2012 leider nicht antreten. In der Folge hatten wir 2 Jahre lang keine höherklassige Mannschaft.

Im April 2013 konnte ich mit Helmut Geist eine Spielgemeinschaft mit Cloppenburg vereinbaren. Insgesamt 4 Jahre spielten wir in der Bezirksliga und in der Verbandsliga. Leider mussten wir die letzten beiden Mannschaftskämpfe zu viert bestreiten, da die Cloppenburger nicht mehr mitmachten.

Im Frühjahr 2017 konnte ich mit Gerold Ahlers eine neue Spielgemeinschaft vereinbaren. Die Zusammenarbeit mit Ganderkesee verlief sehr harmonisch. Insgesamt 6 Jahre bis zur Saison 2022/2023 blieben wir zusammen. Leider hörten altersbedingt immer mehr Spieler von Ganderkesee auf, so dass in der letzten Saison nur noch ein Spieler aus Ganderkesee dabei war. Da wir neue Spieler gewinnen konnten, erspielten wir in der letzten gemeinsamen Saison den Aufstieg.

Ab der Saison 2023/2024 waren wir dann wieder als SV Kaponier Vechta e. V. ohne fremde Hilfe in der Verbandsliga aktiv. Zum Aufstieg fehlte uns in den letzten beiden Spielen nur ein halber Brettpunkt.

Ich freue mich, die Mannschaft nach einer langen Durststrecke in einem solchen Zustand an Dirk übergeben zu können und wünsche meinem Nachfolger viel Erfolg.

Christoph

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Unentschieden besiegelt Vizemeisterschaft

Am Ende hat es nicht sollen sein: Trotz zwischenzeitlicher 2:0-Führung gegen Spelle kamen wir am vergangenen Sonntag nicht über ein 4:4 hinaus, verpassen damit die Meisterschaft inklusive Aufstieg und müssen uns mit dem zweiten Tabellenplatz begnügen. Die Enttäuschung stand uns allen ins Gesicht geschrieben, waren wir doch so nah dran am Durchmarsch.

Die dieses Mal sehr kurze Zusammenfassung der Ereignisse: Christoph konnte am fünften Brett seinen Gegner schnell überspielen und sicherte uns den ersten vollen Punkt. Auch Nazar ließ nichts anbrennen und sorgte für die 2:0-Führung. Dann riss der Erfolgsfaden aber leider ab: Emil verlor gegen Kewe, Duc schaukelte eine Verluststellung in ein Remis und Dirk und ich kamen auch nicht jeweils über einen halben Punkt hinaus. Da Ralf sein Endspiel verlor und auch Rainer nicht gewinnen konnte, hieß es schließlich 4:4. Wie schmerzvoll.

Trotz der bitteren Pille am letzten Spieltag können wir mit unserer Saison natürlich mehr als zufrieden sein. Wer uns vor der Spielzeit gesagt hätte, dass wir um den Aufstieg mitspielen könnten, hätten wir wohl für verrückt erklärt.

An dieser Stelle wollen wir die Schachfreunde aus Spelle zur Meisterschaft und zum Aufstieg beglückwünschen! Vielen Dank auch für den netten Empfang, die tolle Spielatmosphäre und das Bereitstellen der Getränke.

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Krachende Niederlage in Hagen

Nun hat es uns also auch erwischt: Nach sechs teils glücklichen Mannschaftskampfsiegen in Folge unterlagen wir am vergangenen Sonntag dem Hagener SV – und das ziemlich deutlich. Wir reisten mit einer kleinen Hypothek – wir waren leider nur zu siebt – im Gepäck zu den jungen Hagenern, die vor der Saison von uns als Meisterschaftskandidat Nummer eins gehandelt wurden. Dass die Hagener in der Verbandsliga West nicht allein ihre Kreise ziehen, hängt mit einer völlig überraschenden Pleite gegen Union Oldenburg II Anfang Dezember und einer kampflosen 0:8 Niederlage gegen die Schachfreunde aus Spelle zusammen. Doch zu was die Mannschaft um deren bekannten Schachlehrer Karsten Bertram zu leisten imstande ist, zeigten sie zwei Wochen vorher, als sie Hellern II mit 7:1 von den Brettern fegten. Und wir haben ja schon vorweggenommen, dass auch wir am Sonntag nicht den Hauch einer Chance hatten. Doch der Reihe nach: Weil Hagen auch nur mit sieben Mann spielte, floss ein Mannschaftspunkt weniger in die Gleichung ein. In dieser Aufstellung traten wir an: Nazar, Dirk, Duc, Günter, Brett 5 war frei, Christoph, Rainer und Ralf.

Brett 1: Nazar führte die weißen Steine gegen Balint Balazs (2196). Auch wenn unser Youngster klarer Elo-Außenseiter war, machten wir uns wie vor jeder seiner Partien Hoffnung, dass er über sich hinauswächst. Denn an guten Tagen, das wissen wir inzwischen alle, schlägt unser kleiner Kaponierinho auch die großen Fische. Gegen Balazs reichte es aber nicht. 0:1

Brett 2: Nicht merklich schlechter als Hagens erstes Brett ist Kilian Böhning (2180), die Nummer zwei der Hagener. Zum ersten Mal in dieser Saison ging Dirk damit als nominell schlechterer Spieler in die Partie. Bereits im ersten Zug wurde er überrascht: 1. f4 zog Böhning, statt, wie von Dirk erwartet, 1. d4. Schließlich blieb die Partie nahezu ereignisarm. Dirk und Böhning einigten sich quasi zu Beginn des Mittelspiels auf Remis. Zu dem Zeitpunkt stand Dirk zwar besser, er hatte jedoch auch nur noch 20 Minuten auf der Uhr. 0,5:1,5

Dirk (Schwarz) ist merklich besser entwickelt, als sein Gegner. Am entschied sich Dirk jedoch, in Anbetracht der Zeit, Remis anzubieten, welches Böhning annahm.

Brett 3: Unser Mr. 100% Duc spielte mit Weiß gegen Tom Möller (1917), eines der vielen talentierten und hervorragend ausgebildeten Schachkinder der „bertramischen“ Schule. Duc erspielte sich im Vergleich zu seinen vorherigen Mannschaftskampfpartien nicht sofort einen Vorteil aus der Eröffnung heraus. Möller nutzte kleinste Ungenauigkeiten konsequent aus.

Dass junge Schachspieler dank des regelmäßigen Taktiktrainings besonders zu fürchten sind, wenn es taktisch konkret wird, ist hinlänglich bekannt. Möller demonstrierte jedoch, dass er auch strategisch geschult ist. Er schob mit Tempo den h-Bauern nach vorne und verschaffte sich somit Raum am Königsflügel. Außerdem schwächte er Ducs König langfristig.

Ducs Stellung verschlechterte sich leider nach und nach. Am Ende konnte Möller ihn mit einer sehenswerten Kombination Matt setzen. 0,5:2,5

Das forcierte Matt lassen wir euch als kleine Taktikaufgabe hier.

Schwarz setzt Matt in drei!

Brett 4: Günter wählte seinen typischen Aufbau gegen Bertramisch bzw. Jobava London. Und wie wir alle wissen, neigt Günter auch gerne dazu, die Abteilung Attacke furchtlos aus den Ärmeln zu schütteln:

13. g5?! Kann man machen, muss man aber nicht. Günter legt den Schalter auf Offensive um. Führte das zum ersten ganzen Punktgewinn?

…zumindest nicht unmittelbar. Inzwischen steht Günter etwas schlechter. Der schwarze Bauer auf d5 ist schwach, Weiß hat einen Freibauer gebildet und das häufig unterschätzte Läuferpaar, wenngleich sich dieses in der Stellung noch nicht entfalten kann.

Schließlich reichte es auch für Günter „nur“ zu einem halben Punktgewinn. 1:3

Brett 6: Christoph bekam es mit dem Gegner zu tun, der maßgeblich dafür verantwortlich ist, warum in Hagen so viele gute junge Schachspielerinnen und Schachspieler heranwachsen. Gegen Karsten Bertram hatte Christoph leider keine Chance. Auch am sechsten Brett hatten wir das Nachsehen. 1:4

Brett 7: In Rainers Partie hielt sich lange Zeit die Waage, ehe unser Häuptling seinem Gegner Oguzhan Direk immer mehr das Heft des Handelns überließ, was zur Folge hatte, dass Rainer mit einem Minusbauern ins Endspiel gehen musste. Am Ende gab sich Rainer geschlagen, der eine Mehrbauer und aktivere Figuren genügten (siehe Foto). 1:5

Rainer hat vergeblich versucht, seine Stellung zu halten.

Brett 8: An den meisten Brettern waren wir zum Teil sehr deutlich nominell schlechter aufgestellt. Der eklatanteste Unterschied zwischen den Spielstärken lag aber am achten Brett. Hagen meldete Andreas Hoppe nach, der einfach mal schlappe 2121 DWZ vorzuweisen hat. Dagegen scheint unser Teammanager Ralf (1529) ein echter David im Kampf gegen einen Goliath gewesen zu sein. Ralf schlug sich achtbar, zog im Endspiel jedoch den Kürzeren. 1:6

Ralf schlug sich gegen Hopper respektabel.

Eine solche Niederlage tut weh! Wir verlieren den so wichtigen Mannschaftskampf gegen den Hagener SV leider völlig verdient mit 1:6. Den Sonntagvormittag hatten wir uns definitiv anders vorgestellt. Doch was die jungen Hagener aufs Schachbrett zaubern, zeugt von Qualität. Wir lassen uns von der Niederlage aber nicht allzu sehr beirren, putzen den Mund ab und blicken ambitioniert in Richtung April. Am 14.04. empfangen wir Nordhorn Blanke III. Dann hoffentlich wieder in Bestbesetzung oder zumindest mit einer kompletten Mannschaft. Ein Unentschieden reicht uns, um uns in den Showdown gegen Spelle zu bringen. Auf geht’s, Kaponieros!

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Unaufhaltsam in Richtung Tabellenspitze?

Fünf Mannschaftskämpfe, fünf Siege – unsere Saisonbilanz war im Vorfeld des heutigen Mannschaftskampfes gegen das Tabellenschlusslicht Bad Essen makellos. Während wir inzwischen begründet in Richtung Tabellenspitze schielen, sind die Essener darum bemüht, erste Punkte im Kampf um den Klassenerhalt einzufahren.

Klare Rollenverteilung vor dem heutigen Spiel: Wir sind ungeschlagener Tabellenzweiter, Bad Essen punktloser Tabellenletzter.

Und nicht nur die Tabellenkonstellation deutete darauf hin, dass wir zum allerersten Mal als klarer Favorit in den Mannschaftskampf gehen würden. Auch der direkte DWZ-Vergleich sprach eine deutliche Sprache. An sieben von acht Brettern waren wir zum Teil eindeutig favorisiert – es hätte doch gar nichts schiefgehen können, oder? Mit folgender Aufstellung traten die Kaponieros an, um ihre Siegesserie fortzusetzen: Nazar, Dirk, Duc, Günter, Kai, Christoph, Rainer und Ralf.

Brett 3: Die erste Entscheidung fiel an Brett drei, ohne dass überhaupt ein Zug ausgeführt wurde. Ducs Gegner ist kurzfristig erkrankt und musste passen. 1:0

Brett 8: Unser Teammanager Ralf rückte für den im Urlaub befindenden Emil in die Mannschaft nach. Ralf führte die weißen Steine und spulte seine fast schon großmeisterverdächtige Theoriekenntnisse in der spanischen Eröffnung ab. Die Partie blieb in der Eröffnung ausgeglichen, bis seinem Gegner Alexander Kress der Fehler unterlief, Ralf die halboffene f-Linie zu überlassen.

Alexander Kress schlug auf f4. Ein schwerwiegender Fehler, wie sich wenig später herausstellte. Ralf nahm handlungsschnell mit dem Turm auf f4 wieder…

…um Druck auf den wunden Springer auf f6 aufzubauen. Mit einem fast schon bilderbuchartigen Qualitätsopfer bog Ralf schließlich in die Siegerstraße ein.

Ohne großartig über die Materialgewichtung nachzudenken, opferte Ralf eine Qualität für mustergültiges Angriffsschach. Die „Mama“ schaltete er mit in den Angriff ein, flankiert wurde sie von zwei monströsen Springern. Kress‘ Stellung kollabierte, Ralf rang seinen Gegner spektakulär nieder.

Kurze Zeit später war Game Over. Die Stellung war für Schwarz nicht mehr zu halten.

Ralf (graues Shirt) fuhr mit seinem heutigen Erfolg seinen zweiten Sieg in Folge ein.

Ein Auftakt nach Maß für uns und für Ralf eine Partie für das private Archiv. Der Schönheitspreis für den ansehnlichsten Angriff geht an unseren Manager. 2:0

Brett 3: Dirk entschloss sich diesmal, dass klassische Londoner System zu spielen. Wirklich ereignisreich ging es zwischen ihm und seinem Gegner Olaf Dunkhorst aber nicht zu. Bereits nach 13 Zügen verständigte man sich auf eine Punkteteilung. 2,5:0,5

Viel hätte man auf beiden Seiten nicht unbedingt herausholen können. Dirk und Dunkhorst remisierten frühzeitig.

Dirk (rechts im Bild) bleibt weiterhin mit 4/5 ungeschlagen.

Brett 5: Ohne wirkliche Theoriekenntnisse in der Hand fabrizierten mein Gegner Frank Mengler und ich eine Zugfolge, die so vermutlich nicht häufig aufs Brett kommt. Die Engine goutierte die meisten Eröffnungszüge. Im 9. Zug entschied sich Mengler jedoch für das sehr langsame h3?.

Auf den ersten Blick könnte man h3 vielleicht sogar etwas abgewinnen. Er verhindert präventiv ein künftiges Sg4 oder Lg4. Das Problem bestand aber darin, dass durch den Zug die Entwicklung vernachlässigt wurde. Während fast alle schwarzen Figuren aktiviert werden konnten, steht der weiße König immer noch völlig nackig im Zentrum, die beiden Läufer haben auch noch nicht ins Spiel gefunden.

Mein Gegner verschaffte mir ohne jegliche Not ein Quasi-Tempo. Ich bediente mich auf c4 und hielt am Mehrbauern fest. Kompensieren konnte Mengler den minimalen Materialnachteil nicht. Ich schaltete meine Figuren in den Angriff ein…

Die Route des schwarzen Turms ist offensichtlich. Über die sechste Reihe, h6 oder g6, sollte er ins Spiel finden.

Am Ende war es ein taktischer Schlag, mit dem ich meinen Gegner wenige Züge später zur Aufgabe zwang.

Eine kleine Taktikaufgabe: Schwarz am Zug gewinnt. Auflösung im nächsten Bild.

Sxh3!! lautet die Lösung! Die Stellung meines Gegners brach in sich zusammen: Sxh3, gxh3, Txh3+, Th2, Txh2+, Kxh2 und Td6!! mit unaufhaltsamen Matt.

Schachfreund Mengler (links) gab in dieser Stellung auf. 3,5:0,5

Brett 4: Mal vogelwild, dann mal wieder vollkommen statisch: Günters Stellungstypen wechseln schneller als der FC Bayern seine Trainer. In folgender Stellung verpasste Günter die Gelegenheit, die Partie dynamischer zu gestalten:

Günter (Weiß) entschied sich hier f4 zu ziehen. Durchaus nachvollziehbar, möchte man doch den Springer auf e5 gerne um ein weiteres Mal unterstützen. Allerdings wäre das mutige g4! an dieser Stelle etwas besser gewesen. Unsere Legende hätte vermutlich auch g4 gezogen, wenn ein Sieg vonnöten gewesen wäre.

In einer eher unklaren geschlossenen Stellung remisierten Günter und sein Gegner Frank Höppner letztendlich:

Die Engine zeigt eine ausgeglichene Stellung an, das Remis scheint leistungsgerecht. 4:1

Günter (rechts im Bild) sicherte uns einen halben Punkt.

Brett 7: Was macht unser Häuptling? Sollte er sich wieder dafür entscheiden, die Mittellinie nicht zu überqueren und den Gegner unter dem Druck des Zeitregimes des klassischen Schachs auf abgeklärte Weise niederzuringen? Mitnichten! Bereits in der Frühphase der Partie sah Rainer sich genötigt, die Dame in des gegnerischen Hälfte temporär zu postieren:

Eine eher seltene, objektiv schlechte, aber nicht zu unterschätzende Variante in der skandinavischen Verteidigung. Weiß opfert einen Bauern, um die schwarze Dame übers Brett zu jagen. Materialabgabe gegen Initiative, so das Argument. Rainer hielt seine Stellung und den Mehrbauern bravourös – im Endspiel resignierte sein Gegner:

Die Stellung lässt sich aus weißer Sicht kaum noch verteidigen. Die Aufgabe ist nicht weiter erklärungsbedürftig. 5:1

Brett 6: Christoph suchte mit den weißen Steinen das richtige Mittel, um die schwer zu durchdringende Caro-Kann Bauernstruktur seines Gegners zu sprengen. Zwar sicherte sich unser Mannschaftsführer früh in der Partie das Läuferpaar, aber…

…die Struktur spricht klar für Schwarz; der schwarze Springer steht auf einem idealen Feld, der schwarze schwarzfeldrige Läufer blickt auf den schwachen Punkt f5. Im richtigen Moment hätte Christophs Gegner, Maximilian Jürgenpott, die Stellung aufreißen müssen.

Stattdessen konnte Christoph alle Leichtfiguren abtauschen und in ein Turmendspiel mit einem Mehrbauern übergehen.

Christoph machte in der Folge alles richtig: Er tauschte auch die Türme ab und überführte die Partie in ein Bauernendspiel. Der Sieg konnte ihm nicht mehr genommen werden. 6:1

Christoph (rechts im Bild) vor seiner Partie gegen Jürgenpott.

Brett 1: Nazars Partie war vielleicht sogar die mit Abstand spannendste von allen. Voller Kreativität gab sein Gegner Steffen Schnier eine Qualität für einen vielversprechenden Angriff. Irgendwie konnte sich Nazar verteidigen und in ein Endspiel überleiten, welches er nach zähem Kneten für sich entschied. 7:1

Auch Nazar steuerte mit seinem späten Sieg einen vollen Punkt zum Endstand von sieben (!!) zu eins bei!

Und jetzt mal zwei „!!“. Wir bezwingen das Tabellenschlusslicht Bad Essen verdient mit 7:1 und untermauern damit unsere bisher überragende Spielzeit. „Überragend“ wird zwar inflationär genutzt, doch treffender lässt sich unsere Saisonleistung einfach nicht beschreiben. Weil Spelle im Parallelspiel gegen Emden den Kürzeren zog (3:5), grüßen wir zum ersten Mal, und das auch noch ganz einsam, von der Tabellenspitze. Noch drei Mannschaftskämpfe stehen aus – Hagen, Nordhorn und Spelle! Das Programm hat es in sich, es deutet einiges darauf hin, dass es am letzten Spieltag beim direkten Aufeinandertreffen gegen Spelle um die Meisterschaft und den damit verbundenen Aufstieg in die Landesliga Nord geht.

Der aktuelle Tabellenstand in der Verbandsliga West. Wir können uns nicht unbedingt beklagen ;-)!

P.S.: Vielen herzlichen Dank an Sascha (hier rechts im Bild während der Analyse), der sich dazu bereit erklärt hat, heute Fotos zu schießen. Als Unterstützung war er den ganzen Mannschaftskampf über dabei!

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Stolperstein in Bad Zwischenahn?

Wie es sich anfühlt, in der Doppelrolle des Favoriten und Außenseiters zugleich zu sein, wissen wir spätestens seit vergangenem Sonntagvormittag. Zu Gast waren wir nämlich bei der nominell starken zweiten Mannschaft der SG Ammerland, die sich in der letzten Spielzeit noch zum Verbandsligameister gekrönt hatte. Dass ich sie an vorheriger Stelle nur als nominell stark bezeichne, ist überhaupt nicht despektierlich gemeint. Vielmehr hängt es mit dem Umstand zusammen, dass die SGA auf dem Papier zwar einen in der Breite guten Kader hat, dieser allerdings es noch nicht vermocht hat, an die herausragende Performance der letzten Spielzeit anzuknüpfen. Vor dem Spieltag rangierten die Ammerländer mit gerade einmal zwei Punkten auf dem vorletzten Tabellenplatz. Entsprechend favorisiert hätten wir als Tabellenzweiter in den Mannschaftskampf gehen müssen, doch unsere personelle Ausgangslage war, um es mal sanft auszudrücken, so bescheiden, dass wir vor dem Start der Uhren mit etwas Zählbaren mehr als zufrieden gewesen wären. Duc fehlte aufgrund von Verpflichtungen auf Bezirksebene, zudem meldete sich Dirk am frühen Morgen krankheitsbedingt ab. Da wir kurzfristig keinen Ersatz auftreiben konnten und mit Duc und Dirk nicht irgendwer, sondern zwei wichtige Punktegaranten fehlten, bürdete uns der Schachgott an diesem Tag die wohl anspruchsvollste Herausforderung der bisherigen Saison auf. Und das ausgerechnet im Kurort Bad Zwischenahn – eigentlich wollten wir da nur regenerieren. Sieben Gefährten also (wie bei Herr der Ringe, klingt eigentlich ganz cool) machten sich auf den Weg, um den Ring nach Mordor… ach, vergessen wir es! Mit folgender Aufstellung setzten wir uns zum Ziel, die 0:1-Hypothek aufzuholen: Nazar; Brett zwei blieb frei; Günter; Kai; Christoph; Emil; Rainer und Ralf.

Brett 5: Christoph führte die weißen Steine gegen Jannes Gerdes ins Feld. Gerdes gehört am vierten bzw. fünften Brett zu den stärksten Spielern der Liga. Letzte Saison holte der Ammerländer Youngster 8 von 9 möglichen Punkte, bei einer DWZ-Performance von 2132! Die spielerische Klasse bekam Christoph leider zu spüren: Gerdes war bei seinem Angriffsspiel auf dem Königsflügel gnadenlos und durchdrang Christophs Defensive. 0:2

Brett 1: Nazar bekam es mit Julian Hans zu tun, der im Meisterturnier der Landeseinzelmeisterschaften Anfang des Jahres unter Beweis gestellt hatte, mit den besten Spielern des Bundeslandes mithalten zu können. Nazar entschied sich im Damengambit dazu, den nicht selten giftigen Bauern auf g7 mit seiner Dame zu nehmen. Hans erzeugte sukzessive Gegenspiel und konnte sich nach anfänglicher Druckphase befreien. Nazar blieb cool, für einen vollen Punkt reichte es aber nicht. Am Ende teilten sich die beiden die Punkte. 0,5:2,5

Brett 4: Wieder einmal durfte ich mein Caro-Kann Repertoire hervorholen. Diesmal bekam ich eine Variante aufs Brett, in der ich mich zwischenzeitlich mit einem Minusbauern abfinden musste. Im 11. Zug entschied ich mich dazu, meinem Gegner den Mehrbauern komplett zu überlassen und es mit Initiative zu rechtfertigen.

In dieser Stellung habe ich den Entschluss gefasst, mit 11. e6 Druck auf den d5 aufzubauen und meinen Gegner zu einer Entscheidung zu zwingen. Vorbeiziehen, schlagen oder stehenlassen? Wendt schlug auf e6, was objektive in Ordnung ist. Jedoch konnte ich mit Tempo (Lxe6) nebst Sd5, Te8 alle meine Figuren aktivieren und Angriff erzeugen.

Nur mit exaktem Defensivspiel hätte Wendt einigermaßen das Gleichgewicht halten können. Weil er aber die richtigen Züge nicht fand, schlug mein entwickelter Angriffsplan durch. Ich postierte meine Läufer ins Zentrum und schielte in Richtung des weißen Königs.

Wendt beorderte seine Dame aufs Ausgangsfeld zurück. Ein Fehler, den ich als Schwarzspielender mit dem taktischen Schlag 18. Lxg2! (mögl. Variante: Kxg2, Dg4+, Kh1, Df4 mit unausweichlicher Mattdrohung auf h2) ausnutzen konnte.

Am Ende krallte ich mir alle Bauern am Königflügel und wickelte die Partie in ein klar gewonnenes Leichtfigurenendspiel ab. 1,5:2,5

Kurze Zwischenbilanz: Zu diesem Zeitpunkt lagen wir also „nur“ mit einem Punkt zurück, doch die Brettsituation verhieß nichts Gutes. Günter hatte eine mehr als komplizierte Stellung vor sich, Emil geriet in einer minimal schlechteren Stellung in Zeitnot und auch bei Rainer und Ralf konnte nicht unbedingt etwas Zählbares erwartet werden. Aber gerne erinnern wir uns an das Spiel gegen Emden zurück: Wie war das nochmal mit diesem „legendärischen Comeback“?

„Ralf, zeig der Welt, dass du besser bist als Carlsen.“

Brett 8: Wir beginnen mit dieser Stellung unseres Teammanagers Ralf:

Ralf (Schwarz) hat eine Figur weniger, seine Dame und sein Turm stehen passiv. Die Engine reklamiert einen eindeutigen Vorteil für Weiß.

Die Chancen auf einen vollen, gar einen halben Punkt schienen aussichtslos. Ralf stand trotz gewiefter Ausgleichsbemühungen mit dem Rücken zur Wand. Doch wegen eines groben Schnitzers seines Gegners drehte sich das Spiel, der sicher geglaubte Punkt der Ammerländer zerfloss.

Ralfs Gegner zog in dieser Stellung c6?. Er ging wohl davon aus, dass der Bauer unaufhaltsam durchläuft, wenn Ralf auf g2 mit dem Springer zwischenschlagen würde. Aber…

…Ralf hatte das so wichtige Feld e7 für seinen Springer, wodurch er das unbehelligte Durchlaufen des Bauern verhindern konnte. Nach 40. Se7 blickte Ralf kurz zu seinem Gegner hoch, eine beliebte Signatur von Schachspielern, wenn sie wissen: das war’s, mein Lieber! 2,5:2,5

Brett 7: Das Kurioseste an diesem Tag spielte sich jedoch am siebten Brett ab:

Warum zeige ich dieses harmlose Eröffnungsbild? Weil es das einzige Mal (!) ist, wo Rainer in der Partie mit einer Figur die Mittellinie überquert hat. Danach nicht mehr, wirklich gar nicht mehr. Den Bus geparkt, wie einst König Otto 2004 mit Griechenland. Rehagel machte sich mit dem EM-Titel damals unsterblich, stieg in den Fußballolymp auf. Und Rainer? Hoch in die Zitadelle?

Das ist die Endstellung der Partie zwischen Rainer Hellmann und Rainer Kuhlmann. Rainer gewann, aber welcher der Rainers und warum? Unser Rainer freilich, der Häuptling der sieben Gefährten! Aber wie? Weiß steht doch sichtlich schlechter. Sein Namensvetter ließ völlig sorglos die Uhr herunterlaufen, in dem Glauben, der Zeitbonus würde schon nach 30 Zügen erteilt werden. Puh, welch Glück – nehmen wir trotzdem gerne mit! 3,5:2,5

Brett 3: Günter bekam schnell eine komfortable Stellung aufs Brett gezaubert. Dann aber drohte ihm die Partie zu entgleiten. Sein Gegner Gerd Wiechmann befreite sich und erzeugte gefährliches Gegenspiel. Aber auch Günter scheute nicht davor zurück, mit offenem Visier weiter zu attackieren. Das zwischenzeitliche Stellungsbild sah entsprechend aus:

Vogelwilde Stellung zwischen Günter und Wiechmann. Günter (Weiß) hat zwar eine Qualität mehr, doch der schwarze Bauer auf e3 steht gefährlich nah am Umwandlungsfeld. Unsere „Legende“ blieb cool, tauschte freudig ab und verschaffte sich einen Vorteil im Endspiel zwei Türme + Bauern vs. Turm und Läufer + Bauern.

Die Fesselung ist zu stark, obendrein droht der Bauer auf f4 zu fallen. Nach 48. Ke4 gab Günters Gegner auf. Schon wieder gewonnen, Partie und Mannschaftskampf. 4,5:2,5

Wir fühlten uns verpflichtet, eine Wasserstandsmeldung abzugeben: Unser unzweideutiges Siegerfoto (von links nach rechts: Ralf, Nazar und ich) als Antwort auf die Frage von Dirk, wie es denn momentan ausschaue.

Brett 6: Emil musste sich am Ende nach langem Kampf geschlagen geben. Zwischenzeitlich in Zeitnot geraten, rettete sich unser Routinier gerade so über die Zeitkontrolle. Die Stellung halten konnte er jedoch nicht mehr. 4,5:3,5

Irre! Wenn der Mannschaftssieg gegen Emden unter die Kategorie „Glück“ fiel, fehlt der deutschen Sprache ein passendes Substantiv, um die heutigen Ereignisse treffend zu beschreiben. Ohne die Bodenhaftung komplett zu verlieren, gewinnen wir fast schon im Stile einer Spitzenmannschaft überaus glücklich gegen die SG Ammerland mit 4,5:3,5. Damit fahren wir den fünften Sieg im fünften Ligaspiel ein. Und als kleine Randnotiz: den Klassenerhalt haben wir mit dem Sieg eingetütet! Der Kaponieros-Express steuert unaufhaltsam weiter voraus. Am 25. Februar um 10 Uhr empfangen wir im Pfarrheim St. Georg den Tabellenletzten Bad Essen. Unsere Siegesserie darf gerne um ein weiteres Kapitel fortgeschrieben werden.

Wer hätte diese Tabellenkonstellation vor der Saison für möglich gehalten? Die Aufsteiger Spelle und Vechta dominieren die Liga. Erst am letzten Spieltag kommt es zum direkten Aufeinandertreffen. Wer schreibt eigentlich dieses außergewöhnliche Drehbuch?

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Hält unser Siegeszug an?

Quo vadis, Kaponieros? Eine Frage, die durchaus berechtigt ist, war unser Saisonstart famos wie auch überraschend zugleich. Kaum einer hätte es wohl für möglich gehalten, dass wir das Jahr 2023 mit drei Siegen aus drei Spielen in der Verbandsliga West abschließen würden. Umso zufriedener sind wir über den geglückten Start. Doch wie in anderen Sportarten auch geht schnell die Debatte los, wohin die Reise in einer Saison führen kann. Der Traumstart – vielleicht nichts weiter als ein kurzer Höhenflug? Oder gehören wir doch zu den Mannschaften, die ein ernsthaftes Wort um die Meisterschaft sprechen können? Fragen, die wir am vergangenen Sonntag gegen den SK Union Oldenburg II beantwortet wissen wollten. Mit folgender Aufstellung gingen wir gegen die Oldenburger ins Rennen: Nazar, Dirk, Duc, Günther, Kai, Christoph, Rainer und Ralf.

Brett 8: Ralf hatte einen entspannten Schachvormittag. Die Gäste aus Oldenburg reisten nur zu siebt an und ließen das achte Brett (sportlich sehr fair) frei. Somit starteten wir mit einer 1:0-Führung im Rücken. Der Punkt war von Vornherein eingeplant. Ralf, das wissen wir, ist in der Form seines Lebens. Aktuell würde er auch Magnus Carlsen vom Brett fegen. 1:0

Brett 6: Die Partie zwischen Christoph und Michael Teutsch war über weite Strecken ausgeglichen. Im Endspiel wurde Teutsch jedoch spielbestimmender und Christoph sah sich irgendwann gezwungen, mit einer Figur weniger ums Remis zu kämpfen. Allerdings genügten seine Verteidigungsküste nicht, Oldenburg glich verdient aus. 1:1

Hier sah die Welt für Christoph noch in Ordnung aus.

Brett 3: Unser „Mr. 100%“ Duc macht seinem Namen alle Ehre. Wie gewohnt erarbeitete er sich sukzessive einen Brettvorteil. Zudem geriet sein Gegner Maik Schäfer unter Zeitdruck. Duc wickelte clever ab und überführte seinen Stellungsvorteil in ein Endspiel, welches Spieler seines Kalibers blind nach Hause fahren. So auch Duc! 2:1 

Duc führte die schwarzen Steine und steht bereits hier (siehe Engine) klar besser.

Drei aus drei: Duc behält seine weiße Weste!

Brett 5: Eine qualifizierte Antwort auf 1. F4 werde ich voraussichtlich auch die nächsten 50 Jahre nicht haben. Entsprechend kam wenig Theorie aufs Brett; eher positionell geprägt, brach ich die Stellung im richtigen Moment auf. Eigentlich dachte ich noch lange kneten zu müssen, um den entscheidenden Vorteil zu erzielen, doch Förste übersah nach Tf2 etwas, was ihn wenig später zur Aufgabe zwang. 3:1

Was übersah mein Gegner? (Schwarz am Zug)

Brett 4: Unsere Emdener „Legende“ (Zitat Nazar) Günter erwischte leider nicht seinen besten Tag. Sein Gegner Alvaro Sanchez Hernandez baute mit einer Batterie über die f-Linie und einem fianchettierten Läufer auf der Diagonale a8-h1 enormen Druck auf. Günter tat alles, um den Kasten einigermaßen zusammenzuhalten, musste sich jedoch am Ende geschlagen geben. 3:2

Kassierte leider die erste Saisonniederlage: Günter.

Brett 6: Zwischen Sebastian Beeck und Rainer verlief es relativ ereignisarm. Rainer ging zwar mit einem Doppelbauern in ein minimal schlechteres Springerendspiel, den leichten Vorteil verwerten konnte Beeck jedoch nicht. Unser Vorsitzender verteidigte sich clever und löste den Doppelbauern auf – wenig später einigten sich beide auf Remis! 3,5:2,5

Rainer sicherte einen wichtigen halben Punkt.

Brett 2: Dirk entschied sich wenig überraschend für den Jobava-London, den er inzwischen so gut beherrscht, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis er sein erstes Buch über die Ideen und Pläne der Eröffnung publiziert. Die Weichen auf Sieg stellte er früh: Eine offene h-Linie (sein Gegner Thomas Elbern hatte kurz rochiert), aktive Leichtfiguren und eine Dame, die sich in den Königsangriff einschaltete, beflügelten Dirks Angriffslust. Konkret beenden konnte er den ersichtlichen Vorteil nicht vorzeitig, sodass es noch ein wenig dauerte, bis Elbern die Hand zur Aufgabe reichte. 4,5:2:5

Die offene h-linie, die Dame, die auf das Feld h5 schielt und die perspektivisch aktiven Leichtfiguren – Dirk steht bereits hier deutlich besser.

Weiterhin einer unserer Top-Scorer: Dirk!

Brett 1: Unser Youngstar Nazar Tarasenko hatte es mit dem Routinier Ernst Heinemann zu tun, der zuletzt im Meisterturnier der Landeseinzelmeisterschaften unter Beweis gestellt hatte, dass er, auch wenn er „nur noch“ knapp 2000 DWZ/Elo hat, nach wie vor hochwertiges und abgeklärtes Schach spielt. Das Endspiel zwischen ihm und Nazar war trickreich wie kompliziert, schließlich mündete die Partie wegen eines unausweichlichen Dauerschachs in ein faires Remis. 5:3

Nach langem Kampf endete die Partie zwischen Nazar (links) und Heinemann (rechts) Remis.

So langsam wird’s unheimlich: Nachdem wir als Aufsteiger mit drei Siegen aus drei Spielen makellos in die Verbandsliga West gestartet waren, konnten wir am vergangenen Sonntag an die gute Leistung des letzten Jahres anknüpfen und den vierten Erfolg im vierten Ligaspiel feiern. Mit 5:3 setzten wir uns gegen den SK Union Oldenburg II durch, der zugegebenermaßen etwas ersatzgeschwächt seine Reise zu uns angetreten war. Durch den erneuten Erfolg bleiben wir vorerst in den oberen Tabellengefilden, knapp hinter den Schachfreunden aus Spelle, die ebenfalls eine bislang perfekte Saison spielen und nur wegen eines halben Brettpunkts mehr an der Tabellenspitze stehen.

Über die aktuelle Tabellensituation können wir uns nicht beklagen ;-)!

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„Hoffe, dass die Mitgliederentwicklung weiter nach oben geht“

Ein kurzes Interview kurz vor Weihnachten mit unserem Vereinsvorsitzenden Rainer Hellmann.

Rainer, das Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Wie würdest du das Schachjahr 2023 des SV Kaponier Vechta in wenigen Worten zusammenfassen?

Rainer: Mir gefällt die positive Entwicklung in der Jugendarbeit. Vor allen Dingen, dass die Jugendlichen inzwischen am Freitagabend zum Vereinsabend kommen. Auch gefällt mir der Zuwachs bei den Herren, der durch den Aufstieg in die Verbandsliga zustande gekommen ist.

Was war deiner Meinung nach das Highlight in diesem Jahr?

Rainer: Der unerwartete Aufstieg in die Verbandsliga und der schon fast sichere Klassenerhalt nach dem 3. Spieltag durch die furiose Aufholjagd in Emden.

In welchen Aspekten herrscht deiner Ansicht nach noch Verbesserungsbedarf?

Rainer: Dass die stärkeren Spieler einmal im Monat zum Jugendtraining gehen, um mit den Jugendlichen zu trainieren. Dass unsere Spieler nicht nur sagen, das können wir machen oder dies können wir machen, sondern diese Vorschläge auch umsetzen und nicht nur darüber reden. Vor allem möchte ich, dass die Vorstandsarbeit oder bei Turnierausrichtungen nicht immer alles an denselben zwei Personen hängen bleibt. Vor allem die Öffentlichkeitsarbeit müsste verbessert werden.

Rainer Hellmann im Mannschaftskampf gegen den Wilhelmshavener SC.

Was glaubst du, wohin entwickelt sich Kaponier Vechta?

Rainer:  Ich hoffe, dass die Mitgliederentwicklung weiter nach oben geht. Mein Traum wäre eine dritte Mannschaft und 47 Mitglieder, wie im Jahr 2003.

Gibt es noch etwas, was du unseren Mitgliedern für das neue Jahr wünschst?

Rainer:  Ich wünsche euch jetzt schon mal ein Frohes Weihnachtsfest und einen Guten Rutsch ins Neue Jahr – dass wir uns alle gesund und munter im Neuen Jahr wiedersehen und mit toller Moral die anstehenden Mannschaftskämpfe mit Erfolg bestehen.

Vielen Dank für das Gespräch!

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„Truppe ist gut genug, um im ersten Tabellendrittel zu landen“

Dirk ist langjähriger Kaponiero und zählt zu den stärksten Spielern unseres Vereins. Dieses Jahr hat er sowohl den Stadtpokal als auch die Vereinsmeisterschaft gewonnen. Im Interview rekapitulieren wir das erste Saisondrittel und blicken auf die bevorstehenden Mannschaftskämpfe, die Verbandsliga West im Allgemeinen und Dirks persönlichen Ziele für 2024.

Dirk, die ersten drei Ligaspiele in der Verbandsliga West sind absolviert, nun geht es für uns in die wohlverdiente Winterpause. Wie lautet dein Zwischenfazit zum bisherigen Saisonverlauf?

Dirk: Die bisherige Saison verlief sehr positiv. Wir haben die ersten drei Spiele gewonnen, womit ich so ohne Weiteres nicht gerechnet habe. Bis jetzt spielen wir alle recht konstant. Außerdem haben wir bislang das nötige Glück auf unserer Seite gehabt, was besonders gegen Emden stark ins Gewicht gefallen ist. Ich bin zuversichtlich, dass wir auch gegen Oldenburg punkten können. Von daher sieht es aktuell sehr gut aus. Das Abstiegsgespenst sollten wir eigentlich schon vertrieben haben und können uns anderen Regionen widmen.

Gehen wir die Spiele chronologisch durch: Am ersten Spieltag trafen wir auf den Wilhelmshavener SC, dem in der letzten Saison als Aufsteiger fast der Durchmarsch in die Landesliga gelungen war. Klang erstmal nach einem harten Brocken. Was hast Du damals im Vorfeld über deinen Gegner Anton Bulygin gedacht?

Dirk: Mir war bewusst, dass es gegen Anton recht schwierig werden würde, weil er wenig riskiert und sehr solide spielt. In der Eröffnung hat er mich bereits überrascht, weshalb die Punkteteilung völlig in Ordnung ging.

Dirk in der Partie gegen Anton Bulygin (WSC).

Wie wichtig ist ein erfolgreicher Saisonstart deiner Meinung nach?

Dirk: Ein erfolgreicher Saisonstart ist enorm wichtig, weil wenn man erstmal mit dem Rücken zur Wand steht, wird es schwierig. Irgendwann fehlt einem das Selbstvertrauten und man hat Druck, was den weiteren Verlauf einfach nur erschweren würde. Wir können nach unserem Saisonstart befreit aufspielen, was man die nächsten Spieltage denke ich auch merken wird.

Anschließend empfingen wir zu Hause Hellern II. Auch hier gingen wir denkbar knapp mit 4,5:3,5 als Sieger von den Brettern. Wie hast Du den Mannschaftskampf in Erinnerung?

Dirk: Auf dem Papier war es relativ knapp, den Heimsieg selbst habe ich aber nie als knapp empfunden. Günter hatte die ganze Zeit etwas mehr vom Spiel, deine (Anm. d. Red. Kai) Partie war total solide und Nazar und Duc standen schnell auf Gewinn. Ich habe schon im Mittelspiel leichte Vorteile gehabt und war mir sicher, dass ich die Partie in einen vollen Punkt umwerte. Dass es noch so knapp geworden ist, hat mich etwas überrascht, aber insgesamt haben wir es souverän gemeistert.

Am ersten Advent gastierten wir schließlich bei den Königsspringern aus Emden, dem bisherigen Ligaprimus und neben Hagen heißesten Anwärter auf den Aufstieg. Der Mannschaftskampf ist in seiner ganzen Entstehung vermutlich kaum in Worte zu fassen, versuch es trotzdem mal bitte.

Dirk: Gegen Emden, das muss man einfach sagen, ging es schlecht los. Weil Duc fehlte, bin ich erstmal nicht davon ausgegangen, dass wir überhaupt punkten. Dann lagen wir noch mit 0,5:2,5 zurück, d.h. die restlichen Partien mussten nahezu alle gewonnen werden. In deiner Partie sah es gut aus, du hast dich am Ende ja auch durchgesetzt. Nachher kippte auch meine Partie zu meinen Gunsten. Dass Christoph gewonnen hat, hat mich überrascht. Am Ende hing alles an Günter, der ein Remis-Turmendspiel noch gewinnen konnte. Im Endeffekt hatten wir viel, viel Glück – aber das Glück ist mit den Tüchtigen!

Gegen Peter Suren (Emden) war es eine zähe Angelegenheit für Dirk. Am Ende konnte er für uns den so wichtigen vollen Punkt einfahren.

es folgen noch sechs Duelle. Kurioserweise stehen mit Spelle und uns zwei Mannschaften an der Spitze, die man vor der Saison nicht unbedingt da oben vermutet hätte. Ist diese Liga einfach ausgeglichener, als wir selbst vor der Saison gedacht haben?

Dirk:  Die Liga ist deswegen so ausgeglichen, weil Hagen nicht mit der letzten Konsequenz spielt, sprich, sie lassen viele Spieler außen vor. Gleiches galt auch für Oldenburg am ersten Spieltag gegen Spelle. Und davon profitieren im Augenblick Mannschaften wie Spelle und wir. Den Punkterückstand müssen Hagen und Oldenburg erstmal wieder aufholen, was die Liga momentan so interessant macht.

Wo landen wir Kaponieros am Ende der Spielzeit?

Dirk: Ich gehe davon aus, dass wir am Ende der Saison Dritter oder Vierter werden. Oldenburg und Hagen werden das Ding oben vermutlich unter sich ausmachen. Wir können aber durchaus ein kleines Wörtchen mitreden. Ich bin da ganz optimistisch, weil unsere Truppe, so wie sie jetzt ist, gut genug ist, um  am Ende im oberen Tabellendrittel zu landen.

Hast Du ein persönliches Schachziel für 2024?

Dirk: Mein persönliches Schachziel für 2024 ist weiterhin erfolgreich Mannschaftskämpfe zu spielen und irgendwann die DWZ bzw. Elo von 2100 zu knacken.

Vielen Dank für das Gespräch!

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Aufreibender Nervenkrimi in Emden

Eines sei vorweggenommen: Der ersten Advent war für die Kaponieros nichts für schwache Nerven. Wer bis dato den eigentümlichen Charakter von Mannschaftskämpfen nicht zu schätzen wusste, müsste spätestens nach dem Auswärtsspiel am vergangenen Sonntag aus dem Schwärmen nicht mehr herauskommen. Die Spitzenbegegnung der Verbandsliga West bot so ziemlich alles, wonach sich das Schachherz sehnt: feine Kombinationen, unorthodoxe Spielstile, technisch geprägte Endspiele und natürlich ein enger Mannschaftskampf in epischer Länge. Aber der Reihe nach: Eigentlich wären wir erneut in Bestbesetzung nach Emden gereist, jedoch ist Duc, unser bisheriger Top-Scorer, am frühen Morgen gestürzt und vorsichtshalber zu Hause geblieben. An dieser Stelle noch einmal gute Genesung, Duc! Unser Ersatz war schnell gefunden, Ralf feierte im zarten Alter von 45 Jahren sein Verbandsligadebüt. Am achten Brett sprang er für uns in die Bresche, alle anderen Kaponieros rückten dafür ein Brett auf. Wir waren also vollzählig und, wie soll es auch anders sein, hochmotiviert. Was dann gegen Emden folgte, war ein Drama in acht Akten.

Brett 7: Der Sonntagvormittag begann zunächst sehr ruhig. Rainer bekam nach seinem fast schon charakteristischen 1. b4 Stonewall als probates Gegenmittel aufs Brett. Viel kann zu dieser Partie allerdings nicht gesagt werden, denn nach gerade einmal 15 Zügen bot Rainers Gegner, Christian Müller, Remis, dem eingewilligt wurde. 0,5:0,5

Wirklich zur Sache ging es zwischen Rainer und Müller nicht. In dieser Stellung einigten sich die beiden auf Remis.

Sicherte am vergangenen Sonntagvormittag unseren ersten halben Punkt: Rainer.

Brett 8: Während also an Brett sieben relativ unspektakulär die Punkte geteilt wurden, sah sich unser Quasi-Teammanager Ralf früh in der Partie unter Druck gesetzt. Schachfreund Elmar Bruns profitierte von Ralfs Fehler das Zentrum zu öffnen, ohne dem König vorher ein sicheres Plätzchen geschaffen zu haben. Ralf verlor früh eine Figur und konnte keine ausreichende Kompensation mehr dafür finden. 0,5:1,5

Es folgten Te1, Le7 und d6 – damit war die Partie frühzeitig so gut wie entschieden.

Sprang kurzfristig für den verletzten Duc ein: Ralf!

Brett 1: Nazar gegen Andreas Kerker – von dieser Begegnung hatten wir uns im Vorfeld schachlich sehr viel erhofft. Gerne blüht Nazar ja gegen besonders starke Gegner auf. Und zunächst sah es auch so aus, als würde unser Jungspund an diesem Tag nicht chancenlos sein. Doch Nazars vermeintlich cleveres Ablenkungsmanöver, 22. Lg2, ging taktisch nicht auf. Kerker sah die gewinnbringende Zugkombination für Schwarz und tütete den zweiten Sieg der Ostfriesen ein. 0:5:2,5

Den Läufer auf g2 konnte Kerker bedenkenlos nehmen, denn nach Dxf5 folgte Tf8! und Nazars Stellung kollabierte.

Hier ahnte Nazar vermutlich bereits, dass gegen den stark aufspielenden Kerker an diesem Tag nichts zu holen sein sollte.

Brett 4: Ich servierte meinem Gegner Steffen Bartsch die Caro-Kann Verteidigung und war sehr froh, dass Bartsch nicht zu irgendwelchen abseitigen Nebenvarianten griff. Ohne mich ausufernd selbst zu loben, erwischte ich einen Sahnetag; ich bekam eine Stellung aufs Brett, die mir von der Struktur her inzwischen sehr vertraut ist und in der ich mich die ganze Partie über wohlfühlte. Nachdem ich seinen König ins offene Zentrum getrieben hatte, nutzte ich die Kraft meiner verbliebenen Schwerfiguren, um den Deckel drauf zu machen. 1:5:2,5

Das geschulte Auge erkennt wohl, dass es sich um eine Caro-Kann Partie handelt.

Brett 6: Es dauerte ein wenig, bis die nächste Entscheidung an den Brettern fiel. Unser Senior Emil fand leider erneut nicht so richtig in die Partie und musste mit zwei Minusbauern in ein verlorenes Endspiel gehen. Dieter Colgen behielt die Nerven und stellte den alten Abstand wieder her. 1,5:3,5

Musste leider eine Niederlage hinnehmen: Emil.

Emden trennte also nur noch ein Remis von einem Mannschaftspunkt. In diesem Moment bewegte ich mich auf den Fluren des Kulturbunkers und sprach mit Ralf und Nazar. Während Ralf und ich uns gedanklich eher kühn den Mannschaftskampf schönreden wollten, fabulierte Nazar von einem „legendärischen Comeback“. Zu Christophs (lang ausgesprochenes „i“ von Nazar) Partie behauptete er, dass es noch zu unseren Gunsten kippen könnte.

Nazar träumte hier wohl von unserem „legendärischen Comeback“.

Brett 2: Eine doch sehr unorthodoxe Eröffnung wählte Schachfreund Peter Suren gegen Dirk. Wenn sich unter den ersten Weißzügen b3, g4 und h4 finden lassen, kann man als Schwarzspieler schnell ins Schwitzen geraten, ist doch die Gefahr sehr groß, fehlzugreifen.

Sachen gibt’s: Nicht unbedingt einfach, mit Schwarz die richtigen Züge zu finden.

Dirk war zwar auf die Spielweise seines Gegners vorbereitet, jedoch stellte Suren ihn sowohl vor ein Stellungs- als auch vor ein Zeitproblem. Suren spielte auf Sieg, gab bei seinem konstruierten Angriff sogar eine Qualität.

Txh7 war zwar nicht der beste, aber ein durchaus legitimer Zug, um den Angriff fortzusetzen.

Dirk verteidigte sich prächtig, fand vielfach gute bis sehr gute Züge, um das Bollwerk aufrechtzuerhalten. Schrittweise wendete sich Blatt und Dirk konnte durch die immer noch vorhandene Mehr-Qualität problemlos tauschen.

Dirk wickelte mit Te2 clever ab.

Zum Schluss tauschten sich auch die Damen und Dirk gewann standardgemäß das Endspiel. 2,5:3,5

Sicherte uns einen vollen Punkt: Dirk.

Brett 5: In Christophs Partie hielt sich lange Zeit die Waage. Zum Ende hin infiltrierte Christoph jedoch die gegnerische Stellung und er konnte dank einer Kombination und einem glatten Damengewinn auf pari stellen. 3,5:3,5

Christoph mit dem „Killerblick“ nach Sd7 nebst Damengewinn.

Brett 3: Günter hatte gegen Schachfreund Edwin Lehmann einen über weite Strecken ausgeglichenen, geschlossenen Stellungstyp auf dem Brett. Es wurde alles abgewickelt, ehe sich die beiden auf ein wiederum ausgeglichenes Endspiel einließen.

Doch Turmendspiele können bisweilen tückisch sein. Und es kam so, wie Nazar prophezeit hatte: Lehmann machte lehrbuchmäßig alles richtig, um das Remis zu halten. Ihm unterlief unter Zeitnot nur ein folgenschwerer Fehler, den Günter schließlich ausnutzte. Er schnitt den gegnerischen König ab, und peitschte seinen d-Bauern unaufhaltsam nach vorne. Lehmann resignierte und Günter holte sich die wohlverdienten Schulterklopfer und Glückwünsche von uns ab. 4,5:3,5

Kf6 war Lehmanns entscheidender Fehler.

Das Spiel ist aus: Günter sicherte uns den angesichts der Umstände überraschenden Mannschaftssieg.

Was für ein beispiellos spektakulärer Kampf! Zwei Wochen nach unserem knappen Heimsieg gegen Hellern konnten wir auch die Königsspringer aus Emden hauchdünn mit 4,5:3,5 bezwingen. Dank der geschlossenen Mannschaftsleistung überwintern wir auf Tabellenplatz zwei. Etwas verwundert reiben wir uns immer noch die Augen, dass auch nach drei gespielten Ligapartien die weiße Weste steht. Wir bedanken uns bei den Emdener Schachfreunden für den freundlichen Empfang, die angenehmen Spielbedingungen und das Bereitstellen der Getränke. Am 14.01. geht es mit einem Heimspiel gegen den SK Union Oldenburg II weiter.

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Heimspielpremiere in der Verbandsliga West

Nach unserem furiosen Auftaktsieg gegen den Wilhelmshavener SC Anfang Oktober empfingen wir am zweiten Spieltag die zweite Garde des SV Hellern. Der SVH hatte sein erstes Ligaspiel relativ deutlich mit 2:6 gegen die dritte Mannschaft des SK Nordhorn-Blanke verloren. Doch Obacht, dies sollte kein Grund sein, einen gleichwertigen Gegner in dieser doch sehr ausgeglichenen Verbandsliga West zu unterschätzen. „Kleine Brötchen backen“ lautet weiterhin die Devise für uns als Aufsteiger. Entsprechend hochkonzentriert, aber auch mit einer Portion Mut und Selbstbewusstsein gingen wir mit folgender Aufstellung in unser erstes Heimspiel: Nazar, Dirk, Duc, Günter, Kai, Christoph, Emil und Rainer.

Brett 3: Am Brett drei feuerte Duc wohl direkt die Partie des Tages ab. In einem nahezu musterhaften königsindischen Angriff ließ er seine Bauern am Königsflügel von der Leine los und schnürte Schachfreund Rein gleichsam ein.

Von Duc folgten g5 und g4: die Bauern und der Angriff kamen unaufhaltsam ins Rollen!

Duc zeigte bravouröses Angriffsschach: Er fackelte nicht lange, drang mit der Dame in die gegnerische Stellung ein und schob die gut postierte Leichtfigur hinterher. Am Ende war es nur eine Frage der Zeit, bis Rein unter dem Druck zusammenbrechen musste – 1:0!

Nach 28. e4! gab Ducs Gegner die Partie auf.

Mit seinem zweiten Sieg im zweiten Saisonspiel behält Duc seine weiße Weste.

Brett 6: Christoph musste mit den weißen Steinen gegen Schachfreund Norbert Schütt antreten, der sich im Laufe der Partie dazu hinreißen ließ, ein Figurenopfer für einen nachweislichen Angriff einzugehen. Schütt investierte ungemein viel Zeit in die Stellung, um nach dem entscheidenden Angriff zu suchen. Weil er ihn aber nicht fand, entschied er sich für eine Stellungswiederholung, die Christoph dankend annahm. 1,5:0,5

Mannschaftsführer Christoph sicherte uns einen halben Punkt.

Brett 1: Nazar errang früh in seiner Partie einen Qualitätsvorteil. Von dort an bog er in die sichergeglaubte Siegesstraße ein. Weil sein Gegner Dominik Suendorf in dem inzwischen abgewickelten Turmendspiel immer wieder Ressourcen fand, musste sich Nazar für seinen ersten Sieg in der Liga noch ein wenig strecken. Schlussendlich reichte es für den vollen Punkt! 2,5:0,5

Geht doch: Nazar feierte seinen ersten Sieg am ersten Brett!

Brett 5: In einer eher unspektakulären Caro-Kann Partie war für mich relativ früh klar, dass ich an dem heutigen Tag kein größeres Risiko eingehen möchte. Angesichts der komfortablen Führung und der guten Stellungen bei Dirk und Günter zu diesem Zeitpunkt nahm ich das Remisangebot meines Gegners, Franz Ernst, nach nur 20 Zügen an. 3:1

Nach Lxf6 bot mir mein Gegner Remis an, welches ich nach kurzem Überlegen annahm.

Brett 2: In Wilhelmshaven noch vom Gegner überrascht worden, führte Dirk diesmal die weißen Steine ins Feld und konnte seinen gewohnten Jobava-London aufs Brett zaubern. Peu a peu verbesserte Dirk seine Stellung gegen Schachfreund Kaberi, der, als es schon laut Engine nahezu aussichtslos schien, immer wieder die richtige Verteidigungsressource finden konnte. „Definitiv“, lautete die prompte Antwort von Dirk auf meine Frage, ob Kaberi stärker Schach spiele, als seine DWZ anmute. Trotzdem errang Dirk, ohne einmal richtig in Gefahr geraten zu sein, seinen allerersten Saisonsieg. 4:1

Td7!! und Rumms – mit einem schönen Ablenkungsmotiv finalisierte Dirk seine Partie.

Dirk (links) gegen Kaberi (rechts)

Brett 4: Es hätte von Günter nur ein Remis gebraucht, um den zweiten Mannschaftssieg im zweiten Saisonspiel einzufahren. Harald Szobries wählte die Caro-Kann Verteidigung. Nach einem Figurenopfer bot Günter Szobries Remis an, dessen geringe Zeit ihn vermutlich dazu animierte, einzuwilligen. Günter sicherte uns den notwendigen letzten halben Punkt und damit auch den vorzeitigen Mannschaftssieg! 4,5:1,5

Nach Sxe4 einigten sich die beiden Parteien auf Remis.

Günter steuerte den entscheidenden halben Punkt für uns bei.

Brett 7: Emil hatte mit Schachfreund Jürgen Grosser jemanden gegenübersitzen, dessen DWZ mit 1859 für einen Spieler am siebten Brett sehr hoch war. Im Laufe der Partie geriet Emil zunehmend unter Stellungs- und Zeitdruck und zog am Ende den Kürzeren. 4,5:2,5

Emil musste sich nach langem Kampf seinem Gegner geschlagen geben.

Brett 8: Unser Vorsitzender Rainer bot Uwe Kuchenmüller lange Zeit Paroli, ehe Rainer eine Qualität hergeben musste. Am Ende waren die drei Schwerfiguren des Schachfreunds Kuchenmüller zu stark. Er infiltrierte die gegnerische Stellung und zwang Rainer zur Aufgabe. 4,5:3,5

Schlussendlich steht ein verdienter, wenn auch knapper 4,5:3,5 Heimsieg gegen Hellern zu Buche. Früh standen die Zeichen auf Erfolg. Wir hoffen, den Schachfreunden aus Hellern hat das Spielen bei uns gefallen. Ein herzliches Dankeschön geht an Ralf für das Schießen der Fotos, die Führung der Interviews und die Zubereitung des Kaffees. In zwei Wochen gastieren wir zum Topspiel beim Spitzenreiter in Emden. Auf geht’s, Kaponieros!

Das Generationentreffen: Emil (links) und Nazar (rechts).

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1. Mannschaft

Ebbe oder Flut? – Mission „Klassenerhalt“ startet an der Nordseeküste

Wie gewohnt eröffnet im Herbst, sobald sich die Blätter zu färben und die Temperaturen zu fallen beginnen, die neue Schachsaison. Nachdem uns in der vergangenen Spielzeit der Aufstieg gelungen ist, treten wir dieses Jahr als Neuling in der Verbandsliga West an. Im Vorfeld sprach Mannschaftsführer Christoph wenig überraschend den Klassenerhalt als Saisonziel aus. Mit den Neuzugängen Duc (zuvor SK Wildeshausen), Günter (zuvor SF Lohne) und meiner Wenigkeit (zuvor Wilhelmshavener SC) erscheint der Ligaverbleib ein realistisches Projekt zu sein. Am Sonntag, den 08.10., stachen wir in Wilhelmshaven buchstäblich in See, gegen einen Gegner, dem in der letzten Saison fast der Doppel-Aufstieg gelungen war. Bis in die Haarspitzen motiviert traten die „Kaponieros“ in Bestbesetzung – Nazar, Dirk, Duc, Günter, Kai, Christoph, Emil, Rainer – an.

Brett 6: Nach nur wenigen Minuten fiel am sechsten Brett die erste Entscheidung. Bereits in der Eröffnung tat sich unser Mannschaftsführer Christoph schwer, konnte sich jedoch nach Kräften einigermaßen gut verteidigen. Komplett herauswinden konnte er sich aus seiner heiklen Lage allerdings nicht mehr. Eine Springergabel des Routiniers Vladimir Zotin genügte: Weil Christoph übersah, dass nicht nur eine Leichtfigur, sondern auch seine Dame bedroht war, wurde seine kurze Unachtsamkeit mit einem glatten Damengewinn von Zotin bestraft. Christoph gab prompt auf. 0:1

Christoph (3. von links) in der Partie gegen den „alten Hasen“ Vladimir Zotin.

Brett 2: Müsste man den Ablauf und Ausgang der Partie zwischen Dirk und Anton Bulygin ins Fußballerdeutsch übersetzen, käme man wahrscheinlich zum Ergebnis, von einem „müden 0:0“ zu sprechen. Kurioserweise wurde auch Dirk in der Eröffnung von seinem Gegner überrascht. Bulygin greift in der Regel zu 1. c4, doch gegen Dirk entschied er sich dafür, den Königsbauern zwei Felder nach vorne zu preschen. Dirks Überlegung, die Partie in den ihm bekannten Sizilianer zu überführen, wurde von Bulygin mit 2. c4 torpediert. Der für Bulygin bevorzugte geschlossene Stellungstypus kam aufs Brett. Nach ein wenig Figurengeschiebe, ohne große Fehler auf beiden Seiten, einigten sich die Parteien auf Remis! 0,5:1,5

Nach Lxd5 bot Dirk seinem Gegner Remis, welches er, ohne groß zu zögern, annahm.

Wurde ein wenig vom Gegner überrascht: Dirk Schmitt.

Brett 4: Wie auch schon Dirk rechnete Günter mit einem anderen ersten Zug, als Daniel Boerma ihm präsentierte. Günter erwiderte in der Eröffnung mit sehr genauen Zugsequenzen und schloss die Stellung weitestgehend auf beiden Seiten. Eine kleine versteckte Ressource hatte Günter jedoch in der Hinterhand. Er ließ den h-Bauern von der Leine los und öffnete die Stellung. Mit einem taktischen Schlag (siehe unten) riss er schließlich die gesamte Defensive seines Gegners auf. Es dauerte nicht mehr lange, bis Günter unseren ersten Sieg einfuhr. 1,5:1,5

Von Günter folgte in dieser Stellung Lxg4! – die Stellung seines Gegners fiel daraufhin in sich zusammen.

Günter zeigte sich von der Eröffnungswahl seines Gegners unbeeindruckt.

Brett 5: Gegen Reinhard Murina bekam ich meinen gewünschten Katalanen aufs Brett, konnte aber den früh abgegebenen Bauern zunächst nicht kompensieren. Es dauerte, bis sich die Partie zu meinen Gunsten drehte. Wie so häufig im Schach, sind es taktische Schläge, die manchmal genügen, um den Sack zuzumachen (siehe unten). 2,5:1,5

Murina spielte La6 und liebäugelte wohl damit, meine Dame gefangen zu haben. Wie gelang es mir, mich mit einem Figurengewinn aus dieser Stellung zu befreien?

Christoph (links) und ich während der Partie.

Brett 7: Emil und sein Gegner Heinz Korsus bekamen früh eine geschlossene Stellung aufs Brett. Im Laufe der Zeit verlagerte sich das Spiel auf die geöffneten a- und h-Linien. Da keiner der beiden einen entscheidenden Vorteil für sich entdecken konnte, endete die Partie mit einem leistungsgerechten Remis. 3:2

Sonnengetankt aus dem Türkeiurlaub zurückgekehrt, sicherte uns Emil einen wichtigen halben Punkt.

Brett 1: Der frischgebackene Bronzegewinner der Ländermannschaftsmeisterschaft Nazar bekam es am Spitzenbrett mit Ramon Mildner zu tun, der in der letzten Saison am zweiten Brett der Punktegarant der Wilhelmshavener war. Nazar kam ungemein gut in die Partie und erspielte sich einen merklichen Vorteil. Leider überzog er jedoch die Stellung, opferte mutig, aber falsch seinen Springer. Mildner ließ sich nicht zweimal bitten und schaukelte das Ding nach Hause. 3:3

Sc5? sieht recht originell aus, war aber von Nazar der entscheidende Fehler der Partie.

Hier sah die Welt für Nazar (rechts) noch in Ordnung aus.

Brett 3: Unsere Top-Verpflichtung Duc spielte mit den weißen Steinen gegen Andreas Heirich, der bereits eine Woche zuvor angekündigt hatte, zur Not Beton gegen Duc anrühren zu wollen. Duc konnte, auch wenn die Partie wegen Heirichs angesprochener Defensivdevise recht lang ging, seiner Favoritenrolle gerecht werden. Seinen anfänglichen Raumvorteil münzte er in Bauerngewinne um, die ihm dabei verhalfen, die Stellung peu a peu zu verbessern. Am Ende wickelte er seinen Vorteil in ein gewonnenes Endspiel ab. 4:3

Schon hier zeichnete sich ab, dass Duc die Kontrolle über das Spiel übernehmen würde.

Aus Wildeshausen gekommen, nun ein waschechter „Kaponiero“.

Brett 8: Unserem 1. Vorsitzenden Rainer hätte entsprechend ein Unentschieden genügt, um den ersten Saisonsieg einzufahren. Auch hier zeichnete sich früh eine geschlossene Stellung ab. Im Endspiel behielt Rainer die Nerven und konnte einen strategischen Fehler seines Gegners ausnutzen. Schließlich finalisierte er den Mannschaftskampf mit einem Matt – Auswärtssieg! 5:3

Rainers Gegner zog in dieser Stellung e4?. Unser 1. Vorsitzender ließ sich nicht zweimal bitten, tauschte auf e4 zweimal ab und sicherte seinem Springer das wichtige Feld auf d5!

Le Chef Rainer auf der Suche nach dem langfristigen Vorteil.

Dank einer geschlossenen Mannschaftsleistung konnten wir in unserem ersten Ligaspiel den Wilhelmshavener SC mit 5:3 bezwingen. Ein Auftakt nach Maß, den wir uns im Vorfeld so erhofft hatten. Ein herzliches Dankeschön gilt dem freundlichen Gastgeber für das Bereitstellen der Getränke & Snacks und die zwischenzeitliche musikalische Untermalung. Am 19.11. empfangen die „Kaponieros“ den SV Hellern II.