Quo vadis, Kaponieros? Eine Frage, die durchaus berechtigt ist, war unser Saisonstart famos wie auch überraschend zugleich. Kaum einer hätte es wohl für möglich gehalten, dass wir das Jahr 2023 mit drei Siegen aus drei Spielen in der Verbandsliga West abschließen würden. Umso zufriedener sind wir über den geglückten Start. Doch wie in anderen Sportarten auch geht schnell die Debatte los, wohin die Reise in einer Saison führen kann. Der Traumstart – vielleicht nichts weiter als ein kurzer Höhenflug? Oder gehören wir doch zu den Mannschaften, die ein ernsthaftes Wort um die Meisterschaft sprechen können? Fragen, die wir am vergangenen Sonntag gegen den SK Union Oldenburg II beantwortet wissen wollten. Mit folgender Aufstellung gingen wir gegen die Oldenburger ins Rennen: Nazar, Dirk, Duc, Günther, Kai, Christoph, Rainer und Ralf.
Brett 8: Ralf hatte einen entspannten Schachvormittag. Die Gäste aus Oldenburg reisten nur zu siebt an und ließen das achte Brett (sportlich sehr fair) frei. Somit starteten wir mit einer 1:0-Führung im Rücken. Der Punkt war von Vornherein eingeplant. Ralf, das wissen wir, ist in der Form seines Lebens. Aktuell würde er auch Magnus Carlsen vom Brett fegen. 1:0
Brett 6: Die Partie zwischen Christoph und Michael Teutsch war über weite Strecken ausgeglichen. Im Endspiel wurde Teutsch jedoch spielbestimmender und Christoph sah sich irgendwann gezwungen, mit einer Figur weniger ums Remis zu kämpfen. Allerdings genügten seine Verteidigungsküste nicht, Oldenburg glich verdient aus. 1:1
Hier sah die Welt für Christoph noch in Ordnung aus.
Brett 3: Unser „Mr. 100%“ Duc macht seinem Namen alle Ehre. Wie gewohnt erarbeitete er sich sukzessive einen Brettvorteil. Zudem geriet sein Gegner Maik Schäfer unter Zeitdruck. Duc wickelte clever ab und überführte seinen Stellungsvorteil in ein Endspiel, welches Spieler seines Kalibers blind nach Hause fahren. So auch Duc! 2:1
Duc führte die schwarzen Steine und steht bereits hier (siehe Engine) klar besser.
Drei aus drei: Duc behält seine weiße Weste!
Brett 5: Eine qualifizierte Antwort auf 1. F4 werde ich voraussichtlich auch die nächsten 50 Jahre nicht haben. Entsprechend kam wenig Theorie aufs Brett; eher positionell geprägt, brach ich die Stellung im richtigen Moment auf. Eigentlich dachte ich noch lange kneten zu müssen, um den entscheidenden Vorteil zu erzielen, doch Förste übersah nach Tf2 etwas, was ihn wenig später zur Aufgabe zwang. 3:1
Was übersah mein Gegner? (Schwarz am Zug)
Brett 4: Unsere Emdener „Legende“ (Zitat Nazar) Günter erwischte leider nicht seinen besten Tag. Sein Gegner Alvaro Sanchez Hernandez baute mit einer Batterie über die f-Linie und einem fianchettierten Läufer auf der Diagonale a8-h1 enormen Druck auf. Günter tat alles, um den Kasten einigermaßen zusammenzuhalten, musste sich jedoch am Ende geschlagen geben. 3:2
Kassierte leider die erste Saisonniederlage: Günter.
Brett 6: Zwischen Sebastian Beeck und Rainer verlief es relativ ereignisarm. Rainer ging zwar mit einem Doppelbauern in ein minimal schlechteres Springerendspiel, den leichten Vorteil verwerten konnte Beeck jedoch nicht. Unser Vorsitzender verteidigte sich clever und löste den Doppelbauern auf – wenig später einigten sich beide auf Remis! 3,5:2,5
Rainer sicherte einen wichtigen halben Punkt.
Brett 2: Dirk entschied sich wenig überraschend für den Jobava-London, den er inzwischen so gut beherrscht, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis er sein erstes Buch über die Ideen und Pläne der Eröffnung publiziert. Die Weichen auf Sieg stellte er früh: Eine offene h-Linie (sein Gegner Thomas Elbern hatte kurz rochiert), aktive Leichtfiguren und eine Dame, die sich in den Königsangriff einschaltete, beflügelten Dirks Angriffslust. Konkret beenden konnte er den ersichtlichen Vorteil nicht vorzeitig, sodass es noch ein wenig dauerte, bis Elbern die Hand zur Aufgabe reichte. 4,5:2:5
Die offene h-linie, die Dame, die auf das Feld h5 schielt und die perspektivisch aktiven Leichtfiguren – Dirk steht bereits hier deutlich besser.
Weiterhin einer unserer Top-Scorer: Dirk!
Brett 1: Unser Youngstar Nazar Tarasenko hatte es mit dem Routinier Ernst Heinemann zu tun, der zuletzt im Meisterturnier der Landeseinzelmeisterschaften unter Beweis gestellt hatte, dass er, auch wenn er „nur noch“ knapp 2000 DWZ/Elo hat, nach wie vor hochwertiges und abgeklärtes Schach spielt. Das Endspiel zwischen ihm und Nazar war trickreich wie kompliziert, schließlich mündete die Partie wegen eines unausweichlichen Dauerschachs in ein faires Remis. 5:3
Nach langem Kampf endete die Partie zwischen Nazar (links) und Heinemann (rechts) Remis.
So langsam wird’s unheimlich: Nachdem wir als Aufsteiger mit drei Siegen aus drei Spielen makellos in die Verbandsliga West gestartet waren, konnten wir am vergangenen Sonntag an die gute Leistung des letzten Jahres anknüpfen und den vierten Erfolg im vierten Ligaspiel feiern. Mit 5:3 setzten wir uns gegen den SK Union Oldenburg II durch, der zugegebenermaßen etwas ersatzgeschwächt seine Reise zu uns angetreten war. Durch den erneuten Erfolg bleiben wir vorerst in den oberen Tabellengefilden, knapp hinter den Schachfreunden aus Spelle, die ebenfalls eine bislang perfekte Saison spielen und nur wegen eines halben Brettpunkts mehr an der Tabellenspitze stehen.
Über die aktuelle Tabellensituation können wir uns nicht beklagen ;-)!