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1. Mannschaft

Herbe Schlappe in Oldenburg

Mit 2,5:5,5 unterlagen wir am vergangenen Sonntag verdient dem SK Union Oldenburg und müssen nun um den Klassenerhalt in der Verbandsliga West bangen. Da die direkte Konkurrenz zeitgleich punktete, brauchen wir am nächsten Spieltag gegen die SG Ammerland unbedingt etwas Zählbares.

Weil Dirk und Günter verhindert waren, rückten Rainer und Ralf in die Mannschaft nach. Nominell waren wir Außenseiter gegen einen Gegner, dessen Tabellenplatz vor dem Duell über die eigentliche Qualität der Mannschaft hinwegtäuscht. Zwei starke Spieler hat der SK Union Oldenburg für den Saisonendspurt nachgemeldet, was sich sofort in positiven Ergebnissen niederschlug. Von Beginn an zeigte sich, dass auch wir erhebliche Probleme gegen die aufgerüstete Oldenburger Mannschaft haben sollten.

Die wohl spektakulärste Partie ereignete sich am fünften Brett zwischen Christoph und Thomas Elbern. Bereits in der Frühphase entschied sich Schachfreund Elbern dafür, in die Offensive zu gehen.

g5!? – ein kühner Versuch, um den Weißspielenden unter Druck zu setzen. Der Bauer ist halb vergiftet und darf nicht genommen werden, weil sich sonst die g-Linie öffnet und Schwarz leichtes Angriffsspiel am Königsflügel bekommt.

Christoph nahm jedoch den Bauern und sah sich fortan gezwungen, die Angriffe von Elbern Zug für Zug parieren zu müssen. Zwar kippte die Partie fast wieder in Richtung Ausgleich, doch nachdem Elbern folgendes Figurenopfer sah, war der Drops gelutscht.

Sxe4! Schön gesehen von Elbern, der die letzten Sequenzen perfekt zu Ende spielte.

Dass durchaus ansehnliche Figurenopfer im Zentrum war aber nichts gegen das bildhauerisch Ende.

Te3!! Game over! Was für ein kraftvoller Zug, den Elbern hier auspackte. Sicherlich ein Kandidat für den Zug des Monats, den der NSV sucht.

Christoph gab anschließend auf. Die Debatte, ob Schach Sport oder Mathematik sei, wurde dank Elbern um die Kategorie „Kunst“ ergänzt. 0:1.

Ein Blick in den Spielsaal: Christoph (links) war leider schon früh fertig und drückte nun als Kiebitz die Daumen.

Am achten Brett spielte Ralf mit den schwarzen Steinen gegen Maksym Borshchov, der ein inzwischen gern gesehener Gast an unseren freitäglichen Vereinsabenden im Pfarrheim ist. Bedauerlicherweise verlor Ralf relativ früh eine Figur und damit indirekt die Partie. Maksym verwertete seinen materiellen Vorteil und baute die Oldenburger Führung aus. 2:0.

Die wohl besten Chancen auf einen Sieg hatte an dem Tag unser Punktegarant Jürgen am zweiten Brett gegen Heiko Warns. Jürgen kam, wie er selbst im Anschluss sagte, überraschend stark aus der Eröffnung.

Jürgen (Schwarz) hat einen Bauern mehr und steht etwas besser.

Über weite Strecken der Partie hat man als Außenstehender den Eindruck bekommen, dass es nur eine Frage der Zeit wäre, bis Jürgen seinen kleinen Vorteil sukzessive ausbauen und am Ende als Sieger von Brett gehen würde. Dann aber unterlief ihm ein entscheidender Fehler, der Warns ins Remis rettete.

Jürgen zog Dxa3? und übersah damit das Dauerschach, was Warns subtil vorbereitet hatte. Dg8+, Kg7, De5+ usw.

Ein bitteres Ende für Jürgen. Glücklicherweise war der „verlorene“ halbe Punkt nicht mehr spielentscheidend. 0,5:2,5.

Am ersten Brett läuft Nazar leider weiterhin seiner Form hinterher. Sein Gegner war Ernst Heinemann, gegen den er in der vergangenen Saison in einem offenen Schlagabtausch remisierte. Leider zog Nazar diesmal den Kürzeren und verlor. 0,5:3,5.

Verlor mit den weißen Steinen am ersten Brett: Es ist leider noch nicht die Saison von Nazar.

Am sechsten Brett spielte Martin mit den schwarzen Steinen gegen Frank Modder. Martin sah sich mit der sehr beliebten katalanischen Eröffnung konfrontiert:

Der typische Aufbau im Katalanischen mit Weiß und das ebenfalls typische Spiel mit Schwarz bekam man zwischen Modder und Martin zu sehen.

Beiden Spielern unterliefen nur sehr wenige Fehler und so hätte es schon einen bösen Aussetzer bedurft, damit einer als Sieger vom Brett hätte gehen können. In folgender Endstellung einigten sich Martin und Schachfreund Modder auf Unentschieden:

Die Engine zeigt 0,00 an. Ein faires und leistungsgerechtes Unentschieden am sechsten Brett. 1:4.
Martin holte gegen den ELO-favorisierten Modder einen halben Punkt.

Spätestens jetzt war klar, dass wir diesen Mannschaftskampf verlieren werden. Denn auf den anderen Brettern sah die Welt nicht besonders rosig aus. Klaus Peter kam relativ solide aus der Eröffnung heraus. Irgendwann fand sich jedoch seine Dame auf h6 wieder – ohne Zugriff auf das Spiel. Sein Gegner Maik Schäfer hätte diesen Umstand ausnutzen können.

Der mit Abstand beste Zug in dieser Stellung wäre Sxd7 gewesen, mit der Idee, d5 durchzudrücken und die Linien zu öffnen.

Weil Schäfer den Vorteil verpasste, kam K.P. zurück in die Partie und stand zwischenzeitlich sogar besser. Für einen vollen Punkt gereicht hat es am Ende jedoch leider nicht. 1,5:4,5.

Das Endspiel war inzwischen komplett ausgeglichen. Mehr als ein halber Punkt war für K.P. nicht drin.
Auch Klaus Peter steuerte einen halben Punkt bei. Die Mannschaftsniederlage abwenden konnte er aber nicht.

Ich nehme es mal vorweg: Auch Rainer und ich konnten keinen ganzen Punkt mehr erzielen. Unser 1. Vorsitzender spielte, na klar, 1. b4. Hüben wie drüben passierte lange nichts, bis sich für Rainer die Gelegenheit ergab, materiellen Vorteil zu erzielen.

Wenn Rainer in dieser Stellung Txc5 gezogen hätte, hätte er mindestens zwei Leichtfiguren gegen einen Turm gehabt.

Leider vergab Rainer die Vorteilschance. Wenig später gab er etwas unerwartet eine Qualität ab.

Rainer entschied sich, den Läufer auf c3 mit dem eigenen Läufer zu schlagen. Dadurch ließ er aber die Gabel auf d3 zu.

Sein Gegner Michael Teutsch spielte fortan mit einer Qualität mehr. Angesichts des Spielstandes bot er aber Remis. 2:5.

Wie auch Ralf, sprang Rainer in die erste Mannschaft ein und konnte zumindest einen halben Punkt erzielen.

Da ich durch den Ausfall von Günter und Dirk ans dritte Brett hochgerutscht bin, spielte ich mit Weiß gegen Carsten de Vries. Bereits in Hameln vor gut einem Jahr hatten wir das Vergnügen. Damals endete die Partie nach langem Kampf Remis. Wie auch schon in Hameln kam Carsten mit Schwarz besser aus der Eröffnung heraus. Es war eher dem Zufall zu verdanken, dass ich nach einem Damenabtausch die a-Linie öffnen konnte und zum Gegenspiel ansetzte.

Das Endspiel sollte bei halbwegs genauem Spiel gewonnen sein für Weiß.

In Zeitnot machte ich in dieser Stellung aber nahezu alles falsch, was man in einem Endspiel auch nur falsch machen kann. Statt den König sofort näher ans Geschehen heranzuführen, zog ich etwas zu vorschnell c6 und c7, wonach die Partie nicht nur in Richtung Ausgleich kippte, sondern sogar in eine bessere Stellung für Schwarz.

Während Carsten richtigerweise seinen König heranholte, „chillte“ mein Monarch sein Leben auf g1, wie die jungen Leute der Generation-Z sagen würden. Am Ende konnte ich mich glücklich schätzen, noch ein Remis geholt zu haben. 2,5:5,5.

Auch ich konnte keinen ganzen Punkt holen. Damit beendeten wir den Mannschaftskampf ohne einen einzigen Sieg.

Die Mannschaftsniederlage war verdient und, so hart es klingt, auch leider erwartbar. Topspieler der Spitzenbretter bleiben unersetzlich. In zwei Wochen geht es weiter gegen die SG Ammerland. Wenn wir zwei Punkte holen, ist der Klassenerhalt vorzeitig sicher. Verlieren wir allerdings das Spiel, müssen wir bis zum letzten Spieltag zittern. Die aktuelle Tabelle: