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Ebbe oder Flut? – Mission „Klassenerhalt“ startet an der Nordseeküste

Wie gewohnt eröffnet im Herbst, sobald sich die Blätter zu färben und die Temperaturen zu fallen beginnen, die neue Schachsaison. Nachdem uns in der vergangenen Spielzeit der Aufstieg gelungen ist, treten wir dieses Jahr als Neuling in der Verbandsliga West an. Im Vorfeld sprach Mannschaftsführer Christoph wenig überraschend den Klassenerhalt als Saisonziel aus. Mit den Neuzugängen Duc (zuvor SK Wildeshausen), Günter (zuvor SF Lohne) und meiner Wenigkeit (zuvor Wilhelmshavener SC) erscheint der Ligaverbleib ein realistisches Projekt zu sein. Am Sonntag, den 08.10., stachen wir in Wilhelmshaven buchstäblich in See, gegen einen Gegner, dem in der letzten Saison fast der Doppel-Aufstieg gelungen war. Bis in die Haarspitzen motiviert traten die „Kaponieros“ in Bestbesetzung – Nazar, Dirk, Duc, Günter, Kai, Christoph, Emil, Rainer – an.

Brett 6: Nach nur wenigen Minuten fiel am sechsten Brett die erste Entscheidung. Bereits in der Eröffnung tat sich unser Mannschaftsführer Christoph schwer, konnte sich jedoch nach Kräften einigermaßen gut verteidigen. Komplett herauswinden konnte er sich aus seiner heiklen Lage allerdings nicht mehr. Eine Springergabel des Routiniers Vladimir Zotin genügte: Weil Christoph übersah, dass nicht nur eine Leichtfigur, sondern auch seine Dame bedroht war, wurde seine kurze Unachtsamkeit mit einem glatten Damengewinn von Zotin bestraft. Christoph gab prompt auf. 0:1

Christoph (3. von links) in der Partie gegen den „alten Hasen“ Vladimir Zotin.

Brett 2: Müsste man den Ablauf und Ausgang der Partie zwischen Dirk und Anton Bulygin ins Fußballerdeutsch übersetzen, käme man wahrscheinlich zum Ergebnis, von einem „müden 0:0“ zu sprechen. Kurioserweise wurde auch Dirk in der Eröffnung von seinem Gegner überrascht. Bulygin greift in der Regel zu 1. c4, doch gegen Dirk entschied er sich dafür, den Königsbauern zwei Felder nach vorne zu preschen. Dirks Überlegung, die Partie in den ihm bekannten Sizilianer zu überführen, wurde von Bulygin mit 2. c4 torpediert. Der für Bulygin bevorzugte geschlossene Stellungstypus kam aufs Brett. Nach ein wenig Figurengeschiebe, ohne große Fehler auf beiden Seiten, einigten sich die Parteien auf Remis! 0,5:1,5

Nach Lxd5 bot Dirk seinem Gegner Remis, welches er, ohne groß zu zögern, annahm.

Wurde ein wenig vom Gegner überrascht: Dirk Schmitt.

Brett 4: Wie auch schon Dirk rechnete Günter mit einem anderen ersten Zug, als Daniel Boerma ihm präsentierte. Günter erwiderte in der Eröffnung mit sehr genauen Zugsequenzen und schloss die Stellung weitestgehend auf beiden Seiten. Eine kleine versteckte Ressource hatte Günter jedoch in der Hinterhand. Er ließ den h-Bauern von der Leine los und öffnete die Stellung. Mit einem taktischen Schlag (siehe unten) riss er schließlich die gesamte Defensive seines Gegners auf. Es dauerte nicht mehr lange, bis Günter unseren ersten Sieg einfuhr. 1,5:1,5

Von Günter folgte in dieser Stellung Lxg4! – die Stellung seines Gegners fiel daraufhin in sich zusammen.

Günter zeigte sich von der Eröffnungswahl seines Gegners unbeeindruckt.

Brett 5: Gegen Reinhard Murina bekam ich meinen gewünschten Katalanen aufs Brett, konnte aber den früh abgegebenen Bauern zunächst nicht kompensieren. Es dauerte, bis sich die Partie zu meinen Gunsten drehte. Wie so häufig im Schach, sind es taktische Schläge, die manchmal genügen, um den Sack zuzumachen (siehe unten). 2,5:1,5

Murina spielte La6 und liebäugelte wohl damit, meine Dame gefangen zu haben. Wie gelang es mir, mich mit einem Figurengewinn aus dieser Stellung zu befreien?

Christoph (links) und ich während der Partie.

Brett 7: Emil und sein Gegner Heinz Korsus bekamen früh eine geschlossene Stellung aufs Brett. Im Laufe der Zeit verlagerte sich das Spiel auf die geöffneten a- und h-Linien. Da keiner der beiden einen entscheidenden Vorteil für sich entdecken konnte, endete die Partie mit einem leistungsgerechten Remis. 3:2

Sonnengetankt aus dem Türkeiurlaub zurückgekehrt, sicherte uns Emil einen wichtigen halben Punkt.

Brett 1: Der frischgebackene Bronzegewinner der Ländermannschaftsmeisterschaft Nazar bekam es am Spitzenbrett mit Ramon Mildner zu tun, der in der letzten Saison am zweiten Brett der Punktegarant der Wilhelmshavener war. Nazar kam ungemein gut in die Partie und erspielte sich einen merklichen Vorteil. Leider überzog er jedoch die Stellung, opferte mutig, aber falsch seinen Springer. Mildner ließ sich nicht zweimal bitten und schaukelte das Ding nach Hause. 3:3

Sc5? sieht recht originell aus, war aber von Nazar der entscheidende Fehler der Partie.

Hier sah die Welt für Nazar (rechts) noch in Ordnung aus.

Brett 3: Unsere Top-Verpflichtung Duc spielte mit den weißen Steinen gegen Andreas Heirich, der bereits eine Woche zuvor angekündigt hatte, zur Not Beton gegen Duc anrühren zu wollen. Duc konnte, auch wenn die Partie wegen Heirichs angesprochener Defensivdevise recht lang ging, seiner Favoritenrolle gerecht werden. Seinen anfänglichen Raumvorteil münzte er in Bauerngewinne um, die ihm dabei verhalfen, die Stellung peu a peu zu verbessern. Am Ende wickelte er seinen Vorteil in ein gewonnenes Endspiel ab. 4:3

Schon hier zeichnete sich ab, dass Duc die Kontrolle über das Spiel übernehmen würde.

Aus Wildeshausen gekommen, nun ein waschechter „Kaponiero“.

Brett 8: Unserem 1. Vorsitzenden Rainer hätte entsprechend ein Unentschieden genügt, um den ersten Saisonsieg einzufahren. Auch hier zeichnete sich früh eine geschlossene Stellung ab. Im Endspiel behielt Rainer die Nerven und konnte einen strategischen Fehler seines Gegners ausnutzen. Schließlich finalisierte er den Mannschaftskampf mit einem Matt – Auswärtssieg! 5:3

Rainers Gegner zog in dieser Stellung e4?. Unser 1. Vorsitzender ließ sich nicht zweimal bitten, tauschte auf e4 zweimal ab und sicherte seinem Springer das wichtige Feld auf d5!

Le Chef Rainer auf der Suche nach dem langfristigen Vorteil.

Dank einer geschlossenen Mannschaftsleistung konnten wir in unserem ersten Ligaspiel den Wilhelmshavener SC mit 5:3 bezwingen. Ein Auftakt nach Maß, den wir uns im Vorfeld so erhofft hatten. Ein herzliches Dankeschön gilt dem freundlichen Gastgeber für das Bereitstellen der Getränke & Snacks und die zwischenzeitliche musikalische Untermalung. Am 19.11. empfangen die „Kaponieros“ den SV Hellern II.