Am vergangenen Freitag fand unser traditionelles Kohlessen im Kolpinghaus statt. Bei Grünkohl, Bratkartoffeln und reichlich Fleisch haben wir den ganzen Abend geklönt, uns Gedanken über die Zukunft des Vereins gemacht und kommende Projekte diskutiert.
Auch unser Mit-Vereinsgründer Benno Dräger (vierter von links) war an dem Abend dabei. Wir alle waren uns einig, dass in Vechta etwas entstehen kann, wir müssen unsere Ideen nur umsetzen und dürfen nicht nur „träumen“ ;-).
So sehen Vertragsunterzeichnungen in Vechta aus. Kaponier Vechta bindet Fabian langfristig – ohne Ausstiegsklausel.
Wie es sich anfühlt, in der Doppelrolle des Favoriten und Außenseiters zugleich zu sein, wissen wir spätestens seit vergangenem Sonntagvormittag. Zu Gast waren wir nämlich bei der nominell starken zweiten Mannschaft der SG Ammerland, die sich in der letzten Spielzeit noch zum Verbandsligameister gekrönt hatte. Dass ich sie an vorheriger Stelle nur als nominell stark bezeichne, ist überhaupt nicht despektierlich gemeint. Vielmehr hängt es mit dem Umstand zusammen, dass die SGA auf dem Papier zwar einen in der Breite guten Kader hat, dieser allerdings es noch nicht vermocht hat, an die herausragende Performance der letzten Spielzeit anzuknüpfen. Vor dem Spieltag rangierten die Ammerländer mit gerade einmal zwei Punkten auf dem vorletzten Tabellenplatz. Entsprechend favorisiert hätten wir als Tabellenzweiter in den Mannschaftskampf gehen müssen, doch unsere personelle Ausgangslage war, um es mal sanft auszudrücken, so bescheiden, dass wir vor dem Start der Uhren mit etwas Zählbaren mehr als zufrieden gewesen wären. Duc fehlte aufgrund von Verpflichtungen auf Bezirksebene, zudem meldete sich Dirk am frühen Morgen krankheitsbedingt ab. Da wir kurzfristig keinen Ersatz auftreiben konnten und mit Duc und Dirk nicht irgendwer, sondern zwei wichtige Punktegaranten fehlten, bürdete uns der Schachgott an diesem Tag die wohl anspruchsvollste Herausforderung der bisherigen Saison auf. Und das ausgerechnet im Kurort Bad Zwischenahn – eigentlich wollten wir da nur regenerieren. Sieben Gefährten also (wie bei Herr der Ringe, klingt eigentlich ganz cool) machten sich auf den Weg, um den Ring nach Mordor… ach, vergessen wir es! Mit folgender Aufstellung setzten wir uns zum Ziel, die 0:1-Hypothek aufzuholen: Nazar; Brett zwei blieb frei; Günter; Kai; Christoph; Emil; Rainer und Ralf.
Brett 5: Christoph führte die weißen Steine gegen Jannes Gerdes ins Feld. Gerdes gehört am vierten bzw. fünften Brett zu den stärksten Spielern der Liga. Letzte Saison holte der Ammerländer Youngster 8 von 9 möglichen Punkte, bei einer DWZ-Performance von 2132! Die spielerische Klasse bekam Christoph leider zu spüren: Gerdes war bei seinem Angriffsspiel auf dem Königsflügel gnadenlos und durchdrang Christophs Defensive. 0:2
Brett 1: Nazar bekam es mit Julian Hans zu tun, der im Meisterturnier der Landeseinzelmeisterschaften Anfang des Jahres unter Beweis gestellt hatte, mit den besten Spielern des Bundeslandes mithalten zu können. Nazar entschied sich im Damengambit dazu, den nicht selten giftigen Bauern auf g7 mit seiner Dame zu nehmen. Hans erzeugte sukzessive Gegenspiel und konnte sich nach anfänglicher Druckphase befreien. Nazar blieb cool, für einen vollen Punkt reichte es aber nicht. Am Ende teilten sich die beiden die Punkte. 0,5:2,5
Brett 4: Wieder einmal durfte ich mein Caro-Kann Repertoire hervorholen. Diesmal bekam ich eine Variante aufs Brett, in der ich mich zwischenzeitlich mit einem Minusbauern abfinden musste. Im 11. Zug entschied ich mich dazu, meinem Gegner den Mehrbauern komplett zu überlassen und es mit Initiative zu rechtfertigen.
In dieser Stellung habe ich den Entschluss gefasst, mit 11. e6 Druck auf den d5 aufzubauen und meinen Gegner zu einer Entscheidung zu zwingen. Vorbeiziehen, schlagen oder stehenlassen? Wendt schlug auf e6, was objektive in Ordnung ist. Jedoch konnte ich mit Tempo (Lxe6) nebst Sd5, Te8 alle meine Figuren aktivieren und Angriff erzeugen.
Nur mit exaktem Defensivspiel hätte Wendt einigermaßen das Gleichgewicht halten können. Weil er aber die richtigen Züge nicht fand, schlug mein entwickelter Angriffsplan durch. Ich postierte meine Läufer ins Zentrum und schielte in Richtung des weißen Königs.
Wendt beorderte seine Dame aufs Ausgangsfeld zurück. Ein Fehler, den ich als Schwarzspielender mit dem taktischen Schlag 18. Lxg2! (mögl. Variante: Kxg2, Dg4+, Kh1, Df4 mit unausweichlicher Mattdrohung auf h2) ausnutzen konnte.
Am Ende krallte ich mir alle Bauern am Königflügel und wickelte die Partie in ein klar gewonnenes Leichtfigurenendspiel ab. 1,5:2,5
Kurze Zwischenbilanz: Zu diesem Zeitpunkt lagen wir also „nur“ mit einem Punkt zurück, doch die Brettsituation verhieß nichts Gutes. Günter hatte eine mehr als komplizierte Stellung vor sich, Emil geriet in einer minimal schlechteren Stellung in Zeitnot und auch bei Rainer und Ralf konnte nicht unbedingt etwas Zählbares erwartet werden. Aber gerne erinnern wir uns an das Spiel gegen Emden zurück: Wie war das nochmal mit diesem „legendärischen Comeback“?
„Ralf, zeig der Welt, dass du besser bist als Carlsen.“
Brett 8: Wir beginnen mit dieser Stellung unseres Teammanagers Ralf:
Ralf (Schwarz) hat eine Figur weniger, seine Dame und sein Turm stehen passiv. Die Engine reklamiert einen eindeutigen Vorteil für Weiß.
Die Chancen auf einen vollen, gar einen halben Punkt schienen aussichtslos. Ralf stand trotz gewiefter Ausgleichsbemühungen mit dem Rücken zur Wand. Doch wegen eines groben Schnitzers seines Gegners drehte sich das Spiel, der sicher geglaubte Punkt der Ammerländer zerfloss.
Ralfs Gegner zog in dieser Stellung c6?. Er ging wohl davon aus, dass der Bauer unaufhaltsam durchläuft, wenn Ralf auf g2 mit dem Springer zwischenschlagen würde. Aber…
…Ralf hatte das so wichtige Feld e7 für seinen Springer, wodurch er das unbehelligte Durchlaufen des Bauern verhindern konnte. Nach 40. Se7 blickte Ralf kurz zu seinem Gegner hoch, eine beliebte Signatur von Schachspielern, wenn sie wissen: das war’s, mein Lieber! 2,5:2,5
Brett 7: Das Kurioseste an diesem Tag spielte sich jedoch am siebten Brett ab:
Warum zeige ich dieses harmlose Eröffnungsbild? Weil es das einzige Mal (!) ist, wo Rainer in der Partie mit einer Figur die Mittellinie überquert hat. Danach nicht mehr, wirklich gar nicht mehr. Den Bus geparkt, wie einst König Otto 2004 mit Griechenland. Rehagel machte sich mit dem EM-Titel damals unsterblich, stieg in den Fußballolymp auf. Und Rainer? Hoch in die Zitadelle?
Das ist die Endstellung der Partie zwischen Rainer Hellmann und Rainer Kuhlmann. Rainer gewann, aber welcher der Rainers und warum? Unser Rainer freilich, der Häuptling der sieben Gefährten! Aber wie? Weiß steht doch sichtlich schlechter. Sein Namensvetter ließ völlig sorglos die Uhr herunterlaufen, in dem Glauben, der Zeitbonus würde schon nach 30 Zügen erteilt werden. Puh, welch Glück – nehmen wir trotzdem gerne mit! 3,5:2,5
Brett 3: Günter bekam schnell eine komfortable Stellung aufs Brett gezaubert. Dann aber drohte ihm die Partie zu entgleiten. Sein Gegner Gerd Wiechmann befreite sich und erzeugte gefährliches Gegenspiel. Aber auch Günter scheute nicht davor zurück, mit offenem Visier weiter zu attackieren. Das zwischenzeitliche Stellungsbild sah entsprechend aus:
Vogelwilde Stellung zwischen Günter und Wiechmann. Günter (Weiß) hat zwar eine Qualität mehr, doch der schwarze Bauer auf e3 steht gefährlich nah am Umwandlungsfeld. Unsere „Legende“ blieb cool, tauschte freudig ab und verschaffte sich einen Vorteil im Endspiel zwei Türme + Bauern vs. Turm und Läufer + Bauern.
Die Fesselung ist zu stark, obendrein droht der Bauer auf f4 zu fallen. Nach 48. Ke4 gab Günters Gegner auf. Schon wieder gewonnen, Partie und Mannschaftskampf. 4,5:2,5
Wir fühlten uns verpflichtet, eine Wasserstandsmeldung abzugeben: Unser unzweideutiges Siegerfoto (von links nach rechts: Ralf, Nazar und ich) als Antwort auf die Frage von Dirk, wie es denn momentan ausschaue.
Brett 6: Emil musste sich am Ende nach langem Kampf geschlagen geben. Zwischenzeitlich in Zeitnot geraten, rettete sich unser Routinier gerade so über die Zeitkontrolle. Die Stellung halten konnte er jedoch nicht mehr. 4,5:3,5
Irre! Wenn der Mannschaftssieg gegen Emden unter die Kategorie „Glück“ fiel, fehlt der deutschen Sprache ein passendes Substantiv, um die heutigen Ereignisse treffend zu beschreiben. Ohne die Bodenhaftung komplett zu verlieren, gewinnen wir fast schon im Stile einer Spitzenmannschaft überaus glücklich gegen die SG Ammerland mit 4,5:3,5. Damit fahren wir den fünften Sieg im fünften Ligaspiel ein. Und als kleine Randnotiz: den Klassenerhalt haben wir mit dem Sieg eingetütet! Der Kaponieros-Express steuert unaufhaltsam weiter voraus. Am 25. Februar um 10 Uhr empfangen wir im Pfarrheim St. Georg den Tabellenletzten Bad Essen. Unsere Siegesserie darf gerne um ein weiteres Kapitel fortgeschrieben werden.
Wer hätte diese Tabellenkonstellation vor der Saison für möglich gehalten? Die Aufsteiger Spelle und Vechta dominieren die Liga. Erst am letzten Spieltag kommt es zum direkten Aufeinandertreffen. Wer schreibt eigentlich dieses außergewöhnliche Drehbuch?
Die Vereinsmeisterschaft 2024 ist in vollem Gange. Unsere baldigen Neumitglieder Artur und Nils (ein herzliches Willkommen an dieser Stelle) kamen am vergangenen Freitag in den Genuss, ihre erste offizielle Partie im klassischen Schach zu spielen. Während Artur sich im Turmendspiel gegen unseren Routinier Juri durchsetzen konnte, zog Nils gegen Emil knapp den Kürzeren.
Artur (links) vor der Partie gegen Juri (rechts.
In diesem vermeintlich ausgeglichenen Turmendspiel behielt Artur die Oberhand.
So eindeutig die Stellung scheint, weil Emil (schwarz) eine Figur mehr hat, wurde es am Ende laut Günter noch sehr knapp. Nils verpasste eine erste Überraschung.
Weil Dirk im Stile eines norwegischen Schachgroßmeisters darauf verzichtet hat, seinen Titel verteidigen zu wollen, sind die diesjährigen Favoriten Günter und Klaus Peter Schermeier (SF Lohne). Das Turnier erstreckt sich fast über das gesamte Jahr. Den Spielplan könnt Ihr Euch als pdf-Datei herunterladen.
Quo vadis, Kaponieros? Eine Frage, die durchaus berechtigt ist, war unser Saisonstart famos wie auch überraschend zugleich. Kaum einer hätte es wohl für möglich gehalten, dass wir das Jahr 2023 mit drei Siegen aus drei Spielen in der Verbandsliga West abschließen würden. Umso zufriedener sind wir über den geglückten Start. Doch wie in anderen Sportarten auch geht schnell die Debatte los, wohin die Reise in einer Saison führen kann. Der Traumstart – vielleicht nichts weiter als ein kurzer Höhenflug? Oder gehören wir doch zu den Mannschaften, die ein ernsthaftes Wort um die Meisterschaft sprechen können? Fragen, die wir am vergangenen Sonntag gegen den SK Union Oldenburg II beantwortet wissen wollten. Mit folgender Aufstellung gingen wir gegen die Oldenburger ins Rennen: Nazar, Dirk, Duc, Günther, Kai, Christoph, Rainer und Ralf.
Brett 8: Ralf hatte einen entspannten Schachvormittag. Die Gäste aus Oldenburg reisten nur zu siebt an und ließen das achte Brett (sportlich sehr fair) frei. Somit starteten wir mit einer 1:0-Führung im Rücken. Der Punkt war von Vornherein eingeplant. Ralf, das wissen wir, ist in der Form seines Lebens. Aktuell würde er auch Magnus Carlsen vom Brett fegen. 1:0
Brett 6: Die Partie zwischen Christoph und Michael Teutsch war über weite Strecken ausgeglichen. Im Endspiel wurde Teutsch jedoch spielbestimmender und Christoph sah sich irgendwann gezwungen, mit einer Figur weniger ums Remis zu kämpfen. Allerdings genügten seine Verteidigungsküste nicht, Oldenburg glich verdient aus. 1:1
Hier sah die Welt für Christoph noch in Ordnung aus.
Brett 3: Unser „Mr. 100%“ Duc macht seinem Namen alle Ehre. Wie gewohnt erarbeitete er sich sukzessive einen Brettvorteil. Zudem geriet sein Gegner Maik Schäfer unter Zeitdruck. Duc wickelte clever ab und überführte seinen Stellungsvorteil in ein Endspiel, welches Spieler seines Kalibers blind nach Hause fahren. So auch Duc! 2:1
Duc führte die schwarzen Steine und steht bereits hier (siehe Engine) klar besser.
Drei aus drei: Duc behält seine weiße Weste!
Brett 5: Eine qualifizierte Antwort auf 1. F4 werde ich voraussichtlich auch die nächsten 50 Jahre nicht haben. Entsprechend kam wenig Theorie aufs Brett; eher positionell geprägt, brach ich die Stellung im richtigen Moment auf. Eigentlich dachte ich noch lange kneten zu müssen, um den entscheidenden Vorteil zu erzielen, doch Förste übersah nach Tf2 etwas, was ihn wenig später zur Aufgabe zwang. 3:1
Was übersah mein Gegner? (Schwarz am Zug)
Brett 4: Unsere Emdener „Legende“ (Zitat Nazar) Günter erwischte leider nicht seinen besten Tag. Sein Gegner Alvaro Sanchez Hernandez baute mit einer Batterie über die f-Linie und einem fianchettierten Läufer auf der Diagonale a8-h1 enormen Druck auf. Günter tat alles, um den Kasten einigermaßen zusammenzuhalten, musste sich jedoch am Ende geschlagen geben. 3:2
Kassierte leider die erste Saisonniederlage: Günter.
Brett 6: Zwischen Sebastian Beeck und Rainer verlief es relativ ereignisarm. Rainer ging zwar mit einem Doppelbauern in ein minimal schlechteres Springerendspiel, den leichten Vorteil verwerten konnte Beeck jedoch nicht. Unser Vorsitzender verteidigte sich clever und löste den Doppelbauern auf – wenig später einigten sich beide auf Remis! 3,5:2,5
Rainer sicherte einen wichtigen halben Punkt.
Brett 2: Dirk entschied sich wenig überraschend für den Jobava-London, den er inzwischen so gut beherrscht, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis er sein erstes Buch über die Ideen und Pläne der Eröffnung publiziert. Die Weichen auf Sieg stellte er früh: Eine offene h-Linie (sein Gegner Thomas Elbern hatte kurz rochiert), aktive Leichtfiguren und eine Dame, die sich in den Königsangriff einschaltete, beflügelten Dirks Angriffslust. Konkret beenden konnte er den ersichtlichen Vorteil nicht vorzeitig, sodass es noch ein wenig dauerte, bis Elbern die Hand zur Aufgabe reichte. 4,5:2:5
Die offene h-linie, die Dame, die auf das Feld h5 schielt und die perspektivisch aktiven Leichtfiguren – Dirk steht bereits hier deutlich besser.
Weiterhin einer unserer Top-Scorer: Dirk!
Brett 1: Unser Youngstar Nazar Tarasenko hatte es mit dem Routinier Ernst Heinemann zu tun, der zuletzt im Meisterturnier der Landeseinzelmeisterschaften unter Beweis gestellt hatte, dass er, auch wenn er „nur noch“ knapp 2000 DWZ/Elo hat, nach wie vor hochwertiges und abgeklärtes Schach spielt. Das Endspiel zwischen ihm und Nazar war trickreich wie kompliziert, schließlich mündete die Partie wegen eines unausweichlichen Dauerschachs in ein faires Remis. 5:3
Nach langem Kampf endete die Partie zwischen Nazar (links) und Heinemann (rechts) Remis.
So langsam wird’s unheimlich: Nachdem wir als Aufsteiger mit drei Siegen aus drei Spielen makellos in die Verbandsliga West gestartet waren, konnten wir am vergangenen Sonntag an die gute Leistung des letzten Jahres anknüpfen und den vierten Erfolg im vierten Ligaspiel feiern. Mit 5:3 setzten wir uns gegen den SK Union Oldenburg II durch, der zugegebenermaßen etwas ersatzgeschwächt seine Reise zu uns angetreten war. Durch den erneuten Erfolg bleiben wir vorerst in den oberen Tabellengefilden, knapp hinter den Schachfreunden aus Spelle, die ebenfalls eine bislang perfekte Saison spielen und nur wegen eines halben Brettpunkts mehr an der Tabellenspitze stehen.
Über die aktuelle Tabellensituation können wir uns nicht beklagen ;-)!
Am Ende setzte sich der Elo-Favorit dann doch knapp durch: Dirk Schmitt gewann am gestrigen Freitagabend das traditionelle Weihnachtsblitzturnier des SV Kaponier Vechta. Insgesamt 10 Spieler und ein Kiebitz hatten sich im Pfarrheim Maria-Frieden zum sportlichen Jahresabschluss eingefunden. Wie jedes Jahr wurden von unserem Kassenwart Manfred zahlreiche attraktive Preise ausgelobt, die, so sagte er zu Beginn, aus den diesjährigen Getränkeeinnahmen finanziert worden seien.
Es wurden neun Runden jeder gegen jeden gespielt. Obwohl Dirk schlecht ins Turnier gestartet war, konnte er das Feld mit einer Siegesserie von hinten aufrollen. In der letzten Runde kam es zum Aufeinandertreffen mit Ralf, der mit bislang nur eineinhalb abgegebenen Punkten völlig überraschend an der Tabellenspitze stand. Dirk war sogar gezwungen, Ralf mit den schwarzen Steinen zu bezwingen, wollte er das Weihnachtsblitzturnier gewinnen. In der über weite Strecken ausgeglichenen Partie konnte der Turniersieger das Springerendspiel für sich entscheiden.
Geteilter Zweiter wurden Nazar (links im Bild), Anatolie und (!) Ralf (!) (alle 6,5 Punkte), dahinter reihten sich Günter (5,5), Kai (5), Klaus Peter und Manfred (beide 2,5 Punkte) sowie Andras und Rainer (beide 1,5 Punkte) ein. Der Ergebnisplan:
Unser Vorsitzender Rainer bedankte sich zum Schluss bei den Teilnehmern des Turniers und wünschte allen ein Frohes Weihnachtsfest!
Ein zufriedener Anatolie nach seiner guten Leistung.
Ein kurzes Interview kurz vor Weihnachten mit unserem Vereinsvorsitzenden Rainer Hellmann.
Rainer, das Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Wie würdest du das Schachjahr 2023 des SV Kaponier Vechta in wenigen Worten zusammenfassen?
Rainer: Mir gefällt die positive Entwicklung in der Jugendarbeit. Vor allen Dingen, dass die Jugendlichen inzwischen am Freitagabend zum Vereinsabend kommen. Auch gefällt mir der Zuwachs bei den Herren, der durch den Aufstieg in die Verbandsliga zustande gekommen ist.
Was war deiner Meinung nach das Highlight in diesem Jahr?
Rainer: Der unerwartete Aufstieg in die Verbandsliga und der schon fast sichere Klassenerhalt nach dem 3. Spieltag durch die furiose Aufholjagd in Emden.
In welchen Aspekten herrscht deiner Ansicht nach noch Verbesserungsbedarf?
Rainer: Dass die stärkeren Spieler einmal im Monat zum Jugendtraining gehen, um mit den Jugendlichen zu trainieren. Dass unsere Spieler nicht nur sagen, das können wir machen oder dies können wir machen, sondern diese Vorschläge auch umsetzen und nicht nur darüber reden. Vor allem möchte ich, dass die Vorstandsarbeit oder bei Turnierausrichtungen nicht immer alles an denselben zwei Personen hängen bleibt. Vor allem die Öffentlichkeitsarbeit müsste verbessert werden.
Rainer Hellmann im Mannschaftskampf gegen den Wilhelmshavener SC.
Was glaubst du, wohin entwickelt sich Kaponier Vechta?
Rainer: Ich hoffe, dass die Mitgliederentwicklung weiter nach oben geht. Mein Traum wäre eine dritte Mannschaft und 47 Mitglieder, wie im Jahr 2003.
Gibt es noch etwas, was du unseren Mitgliedern für das neue Jahr wünschst?
Rainer: Ich wünsche euch jetzt schon mal ein Frohes Weihnachtsfest und einen Guten Rutsch ins Neue Jahr – dass wir uns alle gesund und munter im Neuen Jahr wiedersehen und mit toller Moral die anstehenden Mannschaftskämpfe mit Erfolg bestehen.
Dirk ist langjähriger Kaponiero und zählt zu den stärksten Spielern unseres Vereins. Dieses Jahr hat er sowohl den Stadtpokal als auch die Vereinsmeisterschaft gewonnen. Im Interview rekapitulieren wir das erste Saisondrittel und blicken auf die bevorstehenden Mannschaftskämpfe, die Verbandsliga West im Allgemeinen und Dirks persönlichen Ziele für 2024.
Dirk, die ersten drei Ligaspiele in der Verbandsliga West sind absolviert, nun geht es für uns in die wohlverdiente Winterpause. Wie lautet dein Zwischenfazit zum bisherigen Saisonverlauf?
Dirk: Die bisherige Saison verlief sehr positiv. Wir haben die ersten drei Spiele gewonnen, womit ich so ohne Weiteres nicht gerechnet habe. Bis jetzt spielen wir alle recht konstant. Außerdem haben wir bislang das nötige Glück auf unserer Seite gehabt, was besonders gegen Emden stark ins Gewicht gefallen ist. Ich bin zuversichtlich, dass wir auch gegen Oldenburg punkten können. Von daher sieht es aktuell sehr gut aus. Das Abstiegsgespenst sollten wir eigentlich schon vertrieben haben und können uns anderen Regionen widmen.
Gehen wir die Spiele chronologisch durch: Am ersten Spieltag trafen wir auf den Wilhelmshavener SC, dem in der letzten Saison als Aufsteiger fast der Durchmarsch in die Landesliga gelungen war. Klang erstmal nach einem harten Brocken. Was hast Du damals im Vorfeld über deinen Gegner Anton Bulygin gedacht?
Dirk: Mir war bewusst, dass es gegen Anton recht schwierig werden würde, weil er wenig riskiert und sehr solide spielt. In der Eröffnung hat er mich bereits überrascht, weshalb die Punkteteilung völlig in Ordnung ging.
Dirk in der Partie gegen Anton Bulygin (WSC).
Wie wichtig ist ein erfolgreicher Saisonstart deiner Meinung nach?
Dirk: Ein erfolgreicher Saisonstart ist enorm wichtig, weil wenn man erstmal mit dem Rücken zur Wand steht, wird es schwierig. Irgendwann fehlt einem das Selbstvertrauten und man hat Druck, was den weiteren Verlauf einfach nur erschweren würde. Wir können nach unserem Saisonstart befreit aufspielen, was man die nächsten Spieltage denke ich auch merken wird.
Anschließend empfingen wir zu Hause Hellern II. Auch hier gingen wir denkbar knapp mit 4,5:3,5 als Sieger von den Brettern. Wie hast Du den Mannschaftskampf in Erinnerung?
Dirk: Auf dem Papier war es relativ knapp, den Heimsieg selbst habe ich aber nie als knapp empfunden. Günter hatte die ganze Zeit etwas mehr vom Spiel, deine (Anm. d. Red. Kai) Partie war total solide und Nazar und Duc standen schnell auf Gewinn. Ich habe schon im Mittelspiel leichte Vorteile gehabt und war mir sicher, dass ich die Partie in einen vollen Punkt umwerte. Dass es noch so knapp geworden ist, hat mich etwas überrascht, aber insgesamt haben wir es souverän gemeistert.
Am ersten Advent gastierten wir schließlich bei den Königsspringern aus Emden, dem bisherigen Ligaprimus und neben Hagen heißesten Anwärter auf den Aufstieg. Der Mannschaftskampf ist in seiner ganzen Entstehung vermutlich kaum in Worte zu fassen, versuch es trotzdem mal bitte.
Dirk: Gegen Emden, das muss man einfach sagen, ging es schlecht los. Weil Duc fehlte, bin ich erstmal nicht davon ausgegangen, dass wir überhaupt punkten. Dann lagen wir noch mit 0,5:2,5 zurück, d.h. die restlichen Partien mussten nahezu alle gewonnen werden. In deiner Partie sah es gut aus, du hast dich am Ende ja auch durchgesetzt. Nachher kippte auch meine Partie zu meinen Gunsten. Dass Christoph gewonnen hat, hat mich überrascht. Am Ende hing alles an Günter, der ein Remis-Turmendspiel noch gewinnen konnte. Im Endeffekt hatten wir viel, viel Glück – aber das Glück ist mit den Tüchtigen!
Gegen Peter Suren (Emden) war es eine zähe Angelegenheit für Dirk. Am Ende konnte er für uns den so wichtigen vollen Punkt einfahren.
es folgen noch sechs Duelle. Kurioserweise stehen mit Spelle und uns zwei Mannschaften an der Spitze, die man vor der Saison nicht unbedingt da oben vermutet hätte. Ist diese Liga einfach ausgeglichener, als wir selbst vor der Saison gedacht haben?
Dirk: Die Liga ist deswegen so ausgeglichen, weil Hagen nicht mit der letzten Konsequenz spielt, sprich, sie lassen viele Spieler außen vor. Gleiches galt auch für Oldenburg am ersten Spieltag gegen Spelle. Und davon profitieren im Augenblick Mannschaften wie Spelle und wir. Den Punkterückstand müssen Hagen und Oldenburg erstmal wieder aufholen, was die Liga momentan so interessant macht.
Wo landen wir Kaponieros am Ende der Spielzeit?
Dirk: Ich gehe davon aus, dass wir am Ende der Saison Dritter oder Vierter werden. Oldenburg und Hagen werden das Ding oben vermutlich unter sich ausmachen. Wir können aber durchaus ein kleines Wörtchen mitreden. Ich bin da ganz optimistisch, weil unsere Truppe, so wie sie jetzt ist, gut genug ist, um am Ende im oberen Tabellendrittel zu landen.
Hast Du ein persönliches Schachziel für 2024?
Dirk: Mein persönliches Schachziel für 2024 ist weiterhin erfolgreich Mannschaftskämpfe zu spielen und irgendwann die DWZ bzw. Elo von 2100 zu knacken.
Dirk hat am gestrigen Freitagabend erfolgreich seinen Stadtpokaltitel verteidigt und damit seine Siegesserie in diesem Wettbewerb fortgesetzt. In der ereignisarmen klassischen Partie trennte er sich noch von seinem Gegner Klaus-Peter Schermeier (SF Lohne) Remis. In der anschließenden Schnellschachbegegnung sah es lange Zeit so aus, als könnte Schermeier Dirk vom Thron stoßen, weil letztgenannter eine Bauerngabel übersah und fortan mit einer Figur weiniger spielen musste. Weil Dirk aber die g-Linie geöffnet hatte und den kurzrochierten schwarzen König permanent unter Druck setzte, kippte die Partie schrittweise zugunsten des Titelverteidigers. Am Ende konnte Schermeier, der häufig gute Verteidigungszüge fand, dem Angriff aber nicht mehr standhalten.
In der klassischen Partie einigten sich Klaus-Peter Schermeier (weiß) und Dirk (schwarz) schnell auf Remis.
Nach 15 Zügen bot Schachfreund Schermeier Dirk Remis an. Beide waren sich im Nachhinein einig, dass aus dieser Stellung kaum etwas zu holen ist.
Mit vertauschten Farben ging es dann in das Schnellschach-Stechen. Dirk verlor zwar zwischenzeitlich eine Figur, konnte jedoch über die später geöffnete g-Linie ausreichend Druck erzeugen, um Schermeier den Schneid abzukaufen. Am Ende blieb der Wanderpokal in Dirks Händen.
Eines sei vorweggenommen: Der ersten Advent war für die Kaponieros nichts für schwache Nerven. Wer bis dato den eigentümlichen Charakter von Mannschaftskämpfen nicht zu schätzen wusste, müsste spätestens nach dem Auswärtsspiel am vergangenen Sonntag aus dem Schwärmen nicht mehr herauskommen. Die Spitzenbegegnung der Verbandsliga West bot so ziemlich alles, wonach sich das Schachherz sehnt: feine Kombinationen, unorthodoxe Spielstile, technisch geprägte Endspiele und natürlich ein enger Mannschaftskampf in epischer Länge. Aber der Reihe nach: Eigentlich wären wir erneut in Bestbesetzung nach Emden gereist, jedoch ist Duc, unser bisheriger Top-Scorer, am frühen Morgen gestürzt und vorsichtshalber zu Hause geblieben. An dieser Stelle noch einmal gute Genesung, Duc! Unser Ersatz war schnell gefunden, Ralf feierte im zarten Alter von 45 Jahren sein Verbandsligadebüt. Am achten Brett sprang er für uns in die Bresche, alle anderen Kaponieros rückten dafür ein Brett auf. Wir waren also vollzählig und, wie soll es auch anders sein, hochmotiviert. Was dann gegen Emden folgte, war ein Drama in acht Akten.
Brett 7: Der Sonntagvormittag begann zunächst sehr ruhig. Rainer bekam nach seinem fast schon charakteristischen 1. b4 Stonewall als probates Gegenmittel aufs Brett. Viel kann zu dieser Partie allerdings nicht gesagt werden, denn nach gerade einmal 15 Zügen bot Rainers Gegner, Christian Müller, Remis, dem eingewilligt wurde. 0,5:0,5
Wirklich zur Sache ging es zwischen Rainer und Müller nicht. In dieser Stellung einigten sich die beiden auf Remis.
Sicherte am vergangenen Sonntagvormittag unseren ersten halben Punkt: Rainer.
Brett 8: Während also an Brett sieben relativ unspektakulär die Punkte geteilt wurden, sah sich unser Quasi-Teammanager Ralf früh in der Partie unter Druck gesetzt. Schachfreund Elmar Bruns profitierte von Ralfs Fehler das Zentrum zu öffnen, ohne dem König vorher ein sicheres Plätzchen geschaffen zu haben. Ralf verlor früh eine Figur und konnte keine ausreichende Kompensation mehr dafür finden. 0,5:1,5
Es folgten Te1, Le7 und d6 – damit war die Partie frühzeitig so gut wie entschieden.
Sprang kurzfristig für den verletzten Duc ein: Ralf!
Brett 1: Nazar gegen Andreas Kerker – von dieser Begegnung hatten wir uns im Vorfeld schachlich sehr viel erhofft. Gerne blüht Nazar ja gegen besonders starke Gegner auf. Und zunächst sah es auch so aus, als würde unser Jungspund an diesem Tag nicht chancenlos sein. Doch Nazars vermeintlich cleveres Ablenkungsmanöver, 22. Lg2, ging taktisch nicht auf. Kerker sah die gewinnbringende Zugkombination für Schwarz und tütete den zweiten Sieg der Ostfriesen ein. 0:5:2,5
Den Läufer auf g2 konnte Kerker bedenkenlos nehmen, denn nach Dxf5 folgte Tf8! und Nazars Stellung kollabierte.
Hier ahnte Nazar vermutlich bereits, dass gegen den stark aufspielenden Kerker an diesem Tag nichts zu holen sein sollte.
Brett 4: Ich servierte meinem Gegner Steffen Bartsch die Caro-Kann Verteidigung und war sehr froh, dass Bartsch nicht zu irgendwelchen abseitigen Nebenvarianten griff. Ohne mich ausufernd selbst zu loben, erwischte ich einen Sahnetag; ich bekam eine Stellung aufs Brett, die mir von der Struktur her inzwischen sehr vertraut ist und in der ich mich die ganze Partie über wohlfühlte. Nachdem ich seinen König ins offene Zentrum getrieben hatte, nutzte ich die Kraft meiner verbliebenen Schwerfiguren, um den Deckel drauf zu machen. 1:5:2,5
Das geschulte Auge erkennt wohl, dass es sich um eine Caro-Kann Partie handelt.
Brett 6: Es dauerte ein wenig, bis die nächste Entscheidung an den Brettern fiel. Unser Senior Emil fand leider erneut nicht so richtig in die Partie und musste mit zwei Minusbauern in ein verlorenes Endspiel gehen. Dieter Colgen behielt die Nerven und stellte den alten Abstand wieder her. 1,5:3,5
Musste leider eine Niederlage hinnehmen: Emil.
Emden trennte also nur noch ein Remis von einem Mannschaftspunkt. In diesem Moment bewegte ich mich auf den Fluren des Kulturbunkers und sprach mit Ralf und Nazar. Während Ralf und ich uns gedanklich eher kühn den Mannschaftskampf schönreden wollten, fabulierte Nazar von einem „legendärischen Comeback“. Zu Christophs (lang ausgesprochenes „i“ von Nazar) Partie behauptete er, dass es noch zu unseren Gunsten kippen könnte.
Nazar träumte hier wohl von unserem „legendärischen Comeback“.
Brett 2: Eine doch sehr unorthodoxe Eröffnung wählte Schachfreund Peter Suren gegen Dirk. Wenn sich unter den ersten Weißzügen b3, g4 und h4 finden lassen, kann man als Schwarzspieler schnell ins Schwitzen geraten, ist doch die Gefahr sehr groß, fehlzugreifen.
Sachen gibt’s: Nicht unbedingt einfach, mit Schwarz die richtigen Züge zu finden.
Dirk war zwar auf die Spielweise seines Gegners vorbereitet, jedoch stellte Suren ihn sowohl vor ein Stellungs- als auch vor ein Zeitproblem. Suren spielte auf Sieg, gab bei seinem konstruierten Angriff sogar eine Qualität.
Txh7 war zwar nicht der beste, aber ein durchaus legitimer Zug, um den Angriff fortzusetzen.
Dirk verteidigte sich prächtig, fand vielfach gute bis sehr gute Züge, um das Bollwerk aufrechtzuerhalten. Schrittweise wendete sich Blatt und Dirk konnte durch die immer noch vorhandene Mehr-Qualität problemlos tauschen.
Dirk wickelte mit Te2 clever ab.
Zum Schluss tauschten sich auch die Damen und Dirk gewann standardgemäß das Endspiel. 2,5:3,5
Sicherte uns einen vollen Punkt: Dirk.
Brett 5: In Christophs Partie hielt sich lange Zeit die Waage. Zum Ende hin infiltrierte Christoph jedoch die gegnerische Stellung und er konnte dank einer Kombination und einem glatten Damengewinn auf pari stellen. 3,5:3,5
Christoph mit dem „Killerblick“ nach Sd7 nebst Damengewinn.
Brett 3: Günter hatte gegen Schachfreund Edwin Lehmann einen über weite Strecken ausgeglichenen, geschlossenen Stellungstyp auf dem Brett. Es wurde alles abgewickelt, ehe sich die beiden auf ein wiederum ausgeglichenes Endspiel einließen.
Doch Turmendspiele können bisweilen tückisch sein. Und es kam so, wie Nazar prophezeit hatte: Lehmann machte lehrbuchmäßig alles richtig, um das Remis zu halten. Ihm unterlief unter Zeitnot nur einfolgenschwerer Fehler, den Günter schließlich ausnutzte. Er schnitt den gegnerischen König ab, und peitschte seinen d-Bauern unaufhaltsam nach vorne. Lehmann resignierte und Günter holte sich die wohlverdienten Schulterklopfer und Glückwünsche von uns ab. 4,5:3,5
Kf6 war Lehmanns entscheidender Fehler.
Das Spiel ist aus: Günter sicherte uns den angesichts der Umstände überraschenden Mannschaftssieg.
Was für ein beispiellos spektakulärer Kampf! Zwei Wochen nach unserem knappen Heimsieg gegen Hellern konnten wir auch die Königsspringer aus Emden hauchdünn mit 4,5:3,5 bezwingen. Dank der geschlossenen Mannschaftsleistung überwintern wir auf Tabellenplatz zwei. Etwas verwundert reiben wir uns immer noch die Augen, dass auch nach drei gespielten Ligapartien die weiße Weste steht. Wir bedanken uns bei den Emdener Schachfreunden für den freundlichen Empfang, die angenehmen Spielbedingungen und das Bereitstellen der Getränke. Am 14.01. geht es mit einem Heimspiel gegen den SK Union Oldenburg II weiter.
Nach unserem furiosen Auftaktsieg gegen den Wilhelmshavener SC Anfang Oktober empfingen wir am zweiten Spieltag die zweite Garde des SV Hellern. Der SVH hatte sein erstes Ligaspiel relativ deutlich mit 2:6 gegen die dritte Mannschaft des SK Nordhorn-Blanke verloren. Doch Obacht, dies sollte kein Grund sein, einen gleichwertigen Gegner in dieser doch sehr ausgeglichenen Verbandsliga West zu unterschätzen. „Kleine Brötchen backen“ lautet weiterhin die Devise für uns als Aufsteiger. Entsprechend hochkonzentriert, aber auch mit einer Portion Mut und Selbstbewusstsein gingen wir mit folgender Aufstellung in unser erstes Heimspiel: Nazar, Dirk, Duc, Günter, Kai, Christoph, Emil und Rainer.
Brett 3: Am Brett drei feuerte Duc wohl direkt die Partie des Tages ab. In einem nahezu musterhaften königsindischen Angriff ließ er seine Bauern am Königsflügel von der Leine los und schnürte Schachfreund Rein gleichsam ein.
Von Duc folgten g5 und g4: die Bauern und der Angriff kamen unaufhaltsam ins Rollen!
Duc zeigte bravouröses Angriffsschach: Er fackelte nicht lange, drang mit der Dame in die gegnerische Stellung ein und schob die gut postierte Leichtfigur hinterher. Am Ende war es nur eine Frage der Zeit, bis Rein unter dem Druck zusammenbrechen musste – 1:0!
Nach 28. e4! gab Ducs Gegner die Partie auf.
Mit seinem zweiten Sieg im zweiten Saisonspiel behält Duc seine weiße Weste.
Brett 6: Christoph musste mit den weißen Steinen gegen Schachfreund Norbert Schütt antreten, der sich im Laufe der Partie dazu hinreißen ließ, ein Figurenopfer für einen nachweislichen Angriff einzugehen. Schütt investierte ungemein viel Zeit in die Stellung, um nach dem entscheidenden Angriff zu suchen. Weil er ihn aber nicht fand, entschied er sich für eine Stellungswiederholung, die Christoph dankend annahm. 1,5:0,5
Mannschaftsführer Christoph sicherte uns einen halben Punkt.
Brett 1: Nazar errang früh in seiner Partie einen Qualitätsvorteil. Von dort an bog er in die sichergeglaubte Siegesstraße ein. Weil sein Gegner Dominik Suendorf in dem inzwischen abgewickelten Turmendspiel immer wieder Ressourcen fand, musste sich Nazar für seinen ersten Sieg in der Liga noch ein wenig strecken. Schlussendlich reichte es für den vollen Punkt! 2,5:0,5
Geht doch: Nazar feierte seinen ersten Sieg am ersten Brett!
Brett 5: In einer eher unspektakulären Caro-Kann Partie war für mich relativ früh klar, dass ich an dem heutigen Tag kein größeres Risiko eingehen möchte. Angesichts der komfortablen Führung und der guten Stellungen bei Dirk und Günter zu diesem Zeitpunkt nahm ich das Remisangebot meines Gegners, Franz Ernst, nach nur 20 Zügen an. 3:1
Nach Lxf6 bot mir mein Gegner Remis an, welches ich nach kurzem Überlegen annahm.
Brett 2: In Wilhelmshaven noch vom Gegner überrascht worden, führte Dirk diesmal die weißen Steine ins Feld und konnte seinen gewohnten Jobava-London aufs Brett zaubern. Peu a peu verbesserte Dirk seine Stellung gegen Schachfreund Kaberi, der, als es schon laut Engine nahezu aussichtslos schien, immer wieder die richtige Verteidigungsressource finden konnte. „Definitiv“, lautete die prompte Antwort von Dirk auf meine Frage, ob Kaberi stärker Schach spiele, als seine DWZ anmute. Trotzdem errang Dirk, ohne einmal richtig in Gefahr geraten zu sein, seinen allerersten Saisonsieg. 4:1
Td7!! und Rumms – mit einem schönen Ablenkungsmotiv finalisierte Dirk seine Partie.
Dirk (links) gegen Kaberi (rechts)
Brett 4: Es hätte von Günter nur ein Remis gebraucht, um den zweiten Mannschaftssieg im zweiten Saisonspiel einzufahren. Harald Szobries wählte die Caro-Kann Verteidigung. Nach einem Figurenopfer bot Günter Szobries Remis an, dessen geringe Zeit ihn vermutlich dazu animierte, einzuwilligen. Günter sicherte uns den notwendigen letzten halben Punkt und damit auch den vorzeitigen Mannschaftssieg! 4,5:1,5
Nach Sxe4 einigten sich die beiden Parteien auf Remis.
Günter steuerte den entscheidenden halben Punkt für uns bei.
Brett 7: Emil hatte mit Schachfreund Jürgen Grosser jemanden gegenübersitzen, dessen DWZ mit 1859 für einen Spieler am siebten Brett sehr hoch war. Im Laufe der Partie geriet Emil zunehmend unter Stellungs- und Zeitdruck und zog am Ende den Kürzeren. 4,5:2,5
Emil musste sich nach langem Kampf seinem Gegner geschlagen geben.
Brett 8: Unser Vorsitzender Rainer bot Uwe Kuchenmüller lange Zeit Paroli, ehe Rainer eine Qualität hergeben musste. Am Ende waren die drei Schwerfiguren des Schachfreunds Kuchenmüller zu stark. Er infiltrierte die gegnerische Stellung und zwang Rainer zur Aufgabe. 4,5:3,5
Schlussendlich steht ein verdienter, wenn auch knapper 4,5:3,5 Heimsieg gegen Hellern zu Buche. Früh standen die Zeichen auf Erfolg. Wir hoffen, den Schachfreunden aus Hellern hat das Spielen bei uns gefallen. Ein herzliches Dankeschön geht an Ralf für das Schießen der Fotos, die Führung der Interviews und die Zubereitung des Kaffees. In zwei Wochen gastieren wir zum Topspiel beim Spitzenreiter in Emden. Auf geht’s, Kaponieros!
Das Generationentreffen: Emil (links) und Nazar (rechts).
Unsere zweite Mannschaft, angeführt von Manfred und mit den Spielern Christoph, Daniel und Fabian, unterlagen am Sonntagmittag knapp mit 1,5:2,5 gegen TSV Neubruchhausen. Christoph gewann kampflos gegen Uwe Wegmann, der nicht zur Partie erschienen war. Nachdem Daniel und sein Gegner alle Steine in ein totes Turmendspiel abgetauscht hatten und sich in der Folge zügig auf Remis einigten, unterlag Fabian parallel bei seinem allerersten Auftritt knapp dem Schachfreund David Wirz. Da leider auch Manfred sein Endspiel gegen Schachfreund Wolfgang Beck verlor, musste unsere Kreisligamannschaft leider ihre erste Saisonniederlage hinnehmen.
Unsere zweite Mannschaft wurde angeführt von Manfred (blauer Pullover). Dahinter spielten Christoph, Daniel und Fabian.
Kampflos gewonnen und gerade deshalb mit einem Gewinnerlächeln: Christoph an unserem zweiten Brett.
Daniel fuhr am Sonntag in seinem ersten Ligaeinsatz seinen ersten halben Punkt ein.
Trotz Niederlage war Fabian mit seinem allerersten Auftritt vollkommen zufrieden, wie er Ralf nachher mitteilte.
Auch Manfred konnte die erste Saisonniederlage leider nicht mehr abwenden.
Revanchieren kann sich unsere zweite Garde bereits am 03. Dezember, wenn es gegen die zweite Mannschaft des TSV Neubruchhausen geht.
Wie gewohnt eröffnet im Herbst, sobald sich die Blätter zu färben und die Temperaturen zu fallen beginnen, die neue Schachsaison. Nachdem uns in der vergangenen Spielzeit der Aufstieg gelungen ist, treten wir dieses Jahr als Neuling in der Verbandsliga West an. Im Vorfeld sprach Mannschaftsführer Christoph wenig überraschend den Klassenerhalt als Saisonziel aus. Mit den Neuzugängen Duc (zuvor SK Wildeshausen), Günter (zuvor SF Lohne) und meiner Wenigkeit (zuvor Wilhelmshavener SC) erscheint der Ligaverbleib ein realistisches Projekt zu sein. Am Sonntag, den 08.10., stachen wir in Wilhelmshaven buchstäblich in See, gegen einen Gegner, dem in der letzten Saison fast der Doppel-Aufstieg gelungen war. Bis in die Haarspitzen motiviert traten die „Kaponieros“ in Bestbesetzung – Nazar, Dirk, Duc, Günter, Kai, Christoph, Emil, Rainer – an.
Brett 6: Nach nur wenigen Minuten fiel am sechsten Brett die erste Entscheidung. Bereits in der Eröffnung tat sich unser Mannschaftsführer Christoph schwer, konnte sich jedoch nach Kräften einigermaßen gut verteidigen. Komplett herauswinden konnte er sich aus seiner heiklen Lage allerdings nicht mehr. Eine Springergabel des Routiniers Vladimir Zotin genügte: Weil Christoph übersah, dass nicht nur eine Leichtfigur, sondern auch seine Dame bedroht war, wurde seine kurze Unachtsamkeit mit einem glatten Damengewinn von Zotin bestraft. Christoph gab prompt auf. 0:1
Christoph (3. von links) in der Partie gegen den „alten Hasen“ Vladimir Zotin.
Brett 2: Müsste man den Ablauf und Ausgang der Partie zwischen Dirk und Anton Bulygin ins Fußballerdeutsch übersetzen, käme man wahrscheinlich zum Ergebnis, von einem „müden 0:0“ zu sprechen. Kurioserweise wurde auch Dirk in der Eröffnung von seinem Gegner überrascht. Bulygin greift in der Regel zu 1. c4, doch gegen Dirk entschied er sich dafür, den Königsbauern zwei Felder nach vorne zu preschen. Dirks Überlegung, die Partie in den ihm bekannten Sizilianer zu überführen, wurde von Bulygin mit 2. c4 torpediert. Der für Bulygin bevorzugte geschlossene Stellungstypus kam aufs Brett. Nach ein wenig Figurengeschiebe, ohne große Fehler auf beiden Seiten, einigten sich die Parteien auf Remis! 0,5:1,5
Nach Lxd5 bot Dirk seinem Gegner Remis, welches er, ohne groß zu zögern, annahm.
Wurde ein wenig vom Gegner überrascht: Dirk Schmitt.
Brett 4: Wie auch schon Dirk rechnete Günter mit einem anderen ersten Zug, als Daniel Boerma ihm präsentierte. Günter erwiderte in der Eröffnung mit sehr genauen Zugsequenzen und schloss die Stellung weitestgehend auf beiden Seiten. Eine kleine versteckte Ressource hatte Günter jedoch in der Hinterhand. Er ließ den h-Bauern von der Leine los und öffnete die Stellung. Mit einem taktischen Schlag (siehe unten) riss er schließlich die gesamte Defensive seines Gegners auf. Es dauerte nicht mehr lange, bis Günter unseren ersten Sieg einfuhr. 1,5:1,5
Von Günter folgte in dieser Stellung Lxg4! – die Stellung seines Gegners fiel daraufhin in sich zusammen.
Günter zeigte sich von der Eröffnungswahl seines Gegners unbeeindruckt.
Brett 5: Gegen Reinhard Murina bekam ich meinen gewünschten Katalanen aufs Brett, konnte aber den früh abgegebenen Bauern zunächst nicht kompensieren. Es dauerte, bis sich die Partie zu meinen Gunsten drehte. Wie so häufig im Schach, sind es taktische Schläge, die manchmal genügen, um den Sack zuzumachen (siehe unten). 2,5:1,5
Murina spielte La6 und liebäugelte wohl damit, meine Dame gefangen zu haben. Wie gelang es mir, mich mit einem Figurengewinn aus dieser Stellung zu befreien?
Christoph (links) und ich während der Partie.
Brett 7: Emil und sein Gegner Heinz Korsus bekamen früh eine geschlossene Stellung aufs Brett. Im Laufe der Zeit verlagerte sich das Spiel auf die geöffneten a- und h-Linien. Da keiner der beiden einen entscheidenden Vorteil für sich entdecken konnte, endete die Partie mit einem leistungsgerechten Remis. 3:2
Sonnengetankt aus dem Türkeiurlaub zurückgekehrt, sicherte uns Emil einen wichtigen halben Punkt.
Brett 1: Der frischgebackene Bronzegewinner der Ländermannschaftsmeisterschaft Nazar bekam es am Spitzenbrett mit Ramon Mildner zu tun, der in der letzten Saison am zweiten Brett der Punktegarant der Wilhelmshavener war. Nazar kam ungemein gut in die Partie und erspielte sich einen merklichen Vorteil. Leider überzog er jedoch die Stellung, opferte mutig, aber falsch seinen Springer. Mildner ließ sich nicht zweimal bitten und schaukelte das Ding nach Hause. 3:3
Sc5? sieht recht originell aus, war aber von Nazar der entscheidende Fehler der Partie.
Hier sah die Welt für Nazar (rechts) noch in Ordnung aus.
Brett 3: Unsere Top-Verpflichtung Duc spielte mit den weißen Steinen gegen Andreas Heirich, der bereits eine Woche zuvor angekündigt hatte, zur Not Beton gegen Duc anrühren zu wollen. Duc konnte, auch wenn die Partie wegen Heirichs angesprochener Defensivdevise recht lang ging, seiner Favoritenrolle gerecht werden. Seinen anfänglichen Raumvorteil münzte er in Bauerngewinne um, die ihm dabei verhalfen, die Stellung peu a peu zu verbessern. Am Ende wickelte er seinen Vorteil in ein gewonnenes Endspiel ab. 4:3
Schon hier zeichnete sich ab, dass Duc die Kontrolle über das Spiel übernehmen würde.
Aus Wildeshausen gekommen, nun ein waschechter „Kaponiero“.
Brett 8: Unserem 1. Vorsitzenden Rainer hätte entsprechend ein Unentschieden genügt, um den ersten Saisonsieg einzufahren. Auch hier zeichnete sich früh eine geschlossene Stellung ab. Im Endspiel behielt Rainer die Nerven und konnte einen strategischen Fehler seines Gegners ausnutzen. Schließlich finalisierte er den Mannschaftskampf mit einem Matt – Auswärtssieg! 5:3
Rainers Gegner zog in dieser Stellung e4?. Unser 1. Vorsitzender ließ sich nicht zweimal bitten, tauschte auf e4 zweimal ab und sicherte seinem Springer das wichtige Feld auf d5!
Le Chef Rainer auf der Suche nach dem langfristigen Vorteil.
Dank einer geschlossenen Mannschaftsleistung konnten wir in unserem ersten Ligaspiel den Wilhelmshavener SC mit 5:3 bezwingen. Ein Auftakt nach Maß, den wir uns im Vorfeld so erhofft hatten. Ein herzliches Dankeschön gilt dem freundlichen Gastgeber für das Bereitstellen der Getränke & Snacks und die zwischenzeitliche musikalische Untermalung. Am 19.11. empfangen die „Kaponieros“ den SV Hellern II.